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Martine Franck: Die Meisterfotografin im Schatten ihres Mannes
Aus Kultur-Aktualität vom 26.03.2019.
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Retrospektive Martine Franck Der Zauber des Moments war ihre Muse

Die Fotografin Martine Franck war eine Meisterin ihres Fachs. Ihre facettenreichen Bilder kann man derzeit in Lausanne entdecken.

Sensible Reisebilder, berührende Alltagsaufnahme, faszinierende Landschaften in Schwarz-Weiss: Martine Franck ist der typische Fall einer Fotojournalistin, deren Bilder man kennt, aber deren Namen nicht.

Zwei Meister, ein Paar

Geläufiger als Martine Francks Name ist wohl vielen der Name ihres Ehemannes: Über 30 Jahre war sie mit dem 30 Jahre älteren Fotografen Henri Cartier-Bresson verheiratet.

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Henri Cartier-Bresson
aus 100 Sekunden Wissen vom 03.08.2009.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 15 Sekunden.

Franck war Mitglied der weltberühmten Fotoagentur Magnum, die Cartier-Bresson mitbegründet hat. Zudem rief das Ehepaar 2003 die Fondation Henri Cartier-Bresson ins Leben, die ihren fotografischen Nachlass verwaltet.

Martine Franck 2003 in Paris.
Legende: Martine Franck 2003 bei der Eröffnung der Stiftung Henri Cartier-Bresson in Paris. Reuters / Xavier Lhospice

Beim Reisen zur Fotografie gefunden

Bilder haben Martine Franck von klein auf begleitet. Ihre Eltern sammelten Kunst. Der Vater war Belgier, die Mutter halb Schottin, halb Schweizerin.

Aufgewachsen ist Martine Franck in England und in den USA. Sie wollte Museumskonservatorin werden und studierte Kunstgeschichte in Madrid und Paris. Dort lernte sie Ariane Mnouchkine kennen, die Gründerin des Theaterkollektivs Théâtre du Soleil.

Ein Mann mit einer Katze auf einem Sofa.
Legende: Auch in der Schweiz fotografierte Martine Franck später oft: Hier porträtierte sie 1999 den Maler Balthus mit seiner Katze Mitsuko, im Grand Chalet in Rossinière (VD). © Martine Franck / Magnum Photos

1963 brachen die Freundinnen zu einer grossen Asienreise auf. Ein Cousin schenkte Martine Franck dafür einen Fotoapparat, eine Leica. Er trug ihr auf, damit ihre Reise festzuhalten.

«Zu Beginn wusste Martine Franck noch nicht, wie man mit einer Kamera umgeht», erzählt Kurator Marc Donnadieu. Ariane Mnouchkine brachte ihr das Fotografieren bei. Die Reise durch China wurde zum Auslöser für Martine Francks Fotoleidenschaft.

Die Ausstellung

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Die Ausstellung «Martine Franck» läuft noch bis 5. Mai 2019 im Musée de l'Elysée in Lausanne. Die Ausstellung wurde von Marc Donnadieu gemeinsam mit Agnès Sire, der künstlerischen Leiterin der Fondation Henri Cartier Bresson kuratiert.

Das Andere festhalten

Auf dieser Reise fand sie auch ihr Hauptthema: Ihre Bestimmung sei «die Begegnung mit dem Anderen» gewesen, sagt Marc Donnadieu. Dieses Andere nimmt im Werk von Martine Franck zahlreiche Züge an. Es waren vor allem Begegnungen mit Menschen, die sie inspirierten.

Zurück in Paris wurde sie offizielle Fotografin des Théâtre du Soleil. Sie begann für grosse amerikanische Magazine wie Life oder Vogue zu fotografieren.

Ein älterer Mönch mit einer Taube auf dem Kopf und ein lachender junger Mönch.
Legende: Martine Franck fotografierte oft Szenen des buddhistischen Lebens. Etwa den 12-jährigen Tulku Khentrul Lodro Rabsel mit seinem Lehrer im Shéchèn Kloster in Bodnath, Nepal, 1966. © Martine Franck / Magnum Photos

Gleichzeitig entwickelte sie Themen, die sie persönlich interessierten, erzählt Marc Donnadieu: Sie bildete immer wieder alte und arme Menschen ab. Oder den Buddhismus: Nach einer Begegnung mit dem Dalai Lama lebten Martine Franck und Henri Cartier-Bresson als Buddhisten.

Dem Moment zugewandt

Die Ausstellung in Lausanne zeigt Martine Franck als aufmerksame, zugewandte Beobachterin. Sie vereint stille Impressionen aus Asien und kuriose Alltagsmomente – wie einen Mann, der es sich inmitten einer wartenden Menge auf einem Stuhl vom Sperrmüll bequem gemacht hat.

Ein Mädchen mit einem Federhut blickt in die Kamera.
Legende: Ein Schweizer Alltagsmoment: Diese Mädchen an der Basler Fasnacht fotografierte Franck 1977. © Martine Franck / Magnum Photos

Sie zeigt beengte Arbeitersiedlungen in England, Bewohnerinnen und Bewohner eines Altersheimes aber auch lyrische Landschaften in Schwarz-Weiss – immer spürbar ist dabei ein Blick für Details und die Offenheit für den Moment.

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