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«Rovine» im MASI Lugano Zwischen Traum und Albtraum – Nicolas Partys Pastell-Welt

Die Werke des Lausanner Künstlers Nicolas Party schaffen eine surreale Traumwelt, aus der man gerne wieder aufwacht.

Von den «Rovine», also den Ruinen, bemerkt man zunächst nichts. Nicolas Party hat das riesige Untergeschoss des Museo d’arte della Svizzera italiana (MASI) so gestaltet, dass man erst einen Mittelgang durchschreiten muss, um bei den Ruinen zu landen. Dieser Mittelgang ist in vier Säle eingeteilt, in denen die bekannteren Werke von Party hängen – so zum Beispiel seine Porträts.

Distanz und Anziehung  – Leben und Tod

Schon hier erkenne man Partys Spiel mit der Täuschung sagt MASI-Direktor Tobia Bezzola: «Diese Köpfe sind keine Bekannte von Nicolas oder Vorlagen von irgendwo, sondern sind der Versuch ein idealtypisches Bildnis zu schaffen.»

Die knallbunten Porträts ziehen einen in den Bann – unter anderem auch wegen ihrer starren, puppenähnlichen Augen. Die Augen schaffen ein Gefühl von Distanz, ein zentrales Thema bei Party.

Bildergalerie

Die ominösen, erschlaffenden Früchte

Die Wand des Nebenraumes hat Party fünf Wochen lang himmelblau bemalt. Die Bilder zeigen Früchte. Welche Früchte das sind, ist nicht klar.

«Ist es eine Birne oder ein Apfel?», fragt auch Tobia Bezzola. «Das geht über die Formen und die Farben – es ist kein Versuch, ein naturalistisches Stillleben zu schaffen.» Viel eher gehe es darum, wie die Früchte in Beziehung treten und gemeinsam in Bewegung sind. Eine Bewegung, die schliesslich auch im Zerfall ende, so Bezzola. Auf einigen Bildern erschlaffen die Früchte – ähnlich wie vom Leben gezeichnete Haut.

Die Ruinen der Covid-19-Krise

Der Blick fällt auf das Bild ganz am Ende des Mittelganges. Es zeigt ein Gesicht, das auf einen seltsam verformten Rücken gemalt ist. Das Werk ist bereits von weitem sichtbar und wirkt durch den mehr als 25 Meter langen Fluchtpunkt eindrücklich.

Nach diesem Gesicht, das vom Besucher wegläuft, warten in den Seitenkammern des Ausstellungsraumes die Ruinenbilder. Es sind Bilder auf Bildern. Zum Beispiel das Bild mit den Faltern, die auf einem verformten Leib sitzen.

Ein langer Gang mit Bögen, am Schluss ein Bild.
Legende: Nicolas Party hat das Untergeschoss des MASI Lugano in ein Gesamtkunstwerk verwandelt – mit einem 25 Meter langen Fluchtpunkt. Nicolas Party / Masi

Diese Bilder hängen an Wänden, auf denen Ruinen gezeichnet sind. Mit ihren Pastell-Hintergründen, Zypressen, Meer und düsterem Himmel sind sie stark von Arnold Böcklin inspiriert.

Die vier Ruinenbilder seien Zeugnis von Partys Verarbeitung der Covid-19-Krise, sagt Museumsdirektor Bezzola. Eine Krise, so schnell und heftig gekommen, dass sie uns stark verunsichert habe.

Diese Ruinenbilder sind unheimlich. Der 41-jährige Künstler mit Lausanner Wurzeln hat seine Ausstellung aber so konzipiert, dass man nur durch den Mittelgang wieder rauskommt. Man verlässt die Ruinenausstellung also entlang seiner knallbunten Pastellfarben und denkt sich: Uff, noch einmal davongekommen.

Ausstellungshinweis

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Die Ausstellung von Nicolas Party im Museo d’arte della Svizzera italiana (MASI) in Lugano ist noch bis am 9. Januar 2022 geöffnet. Es ist die erste grosse Einzelausstellung des Künstlers in Europa.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 14.7.2021, 17:10 Uhr ; 

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