Laut hier! Ein akustisches Chaos füllt den Ausstellungsraum im Haus der elektronischen Künste in Basel. Verantwortlich dafür ist die Installation der Schweizer !Mediengruppe Bitnik.
Boxen auf Beton
Aus zwei Lautsprechern erklingt elektronische Musik. Eine Frauenstimme ruft nach «Alexa», «Siri» oder «OK-Google» – nach jenen digitalen Assistentinnen also, die gerade Teil unseres Alltags werden und ständig auf Anweisungen warten.
Sie stehen in Form von kleinen Boxen auf dem Betonboden und reagieren auf die Stimmen aus den Lautsprechern oder der Besucher.
Kurator Boris Magrini hat eine Medienkunst-Ausstellung zusammengestellt, die Wissen über Technik, Digitalisierung und Datenpolitik vermitteln will.
Die Künstlerin Lauren Huret sowie die Künstlergruppen Fragment.in und Bitnik zeigen in ihren neuen und älteren Werken aber auch, was der jungen Schweizer Medienkunst gemein ist.
Da ist viel Konzeptkunst, die mit allerhand technischen Geräten oder Algorithmen die Auswirkungen der Digitalisierung hinterfragt und kritisiert.
Angst und Amazon
Fragen aufwerfen und Kritik anbringen will auch die Installation der !Mediengruppe Bitnik. Die Arbeit «Alexiety» thematisiert unser Verhältnis zu unseren Geräten.
Der Name der Installation deuten die Stossrichtung an: «Alexa», die digitale Assistentin von Amazon, verschmilzt mit «Anxiety», dem englischen Wort für «Besorgnis».
Doch wo soll die Sorge beim Publikum einsetzen? Dass unsere Smartphones oder Computer uns ständig zuhören oder Daten sammeln und weitergeben, scheint im Alltag keine Angst zu machen.
Das weiss auch Bitnik und versucht mit ihrer Form von Medienkunst, die Zuschauerinnen mögliche Auswirkungen von technischen Entwicklungen spüren zu lassen.
Die einzelnen Assistentinnen beginnen mit der Zeit aufeinander zu reagieren und die Menschen im Raum auszuschliessen. Besucherinnen werden zu blossen Zuschauerinnen der digitalen Systeme.
Schwer verdaulich
Etwas mehr Geduld fordert die Entschlüsselung von Lauren Hurets Werken. Die Video-Installationen der Genferin zeigen Bilder, die bearbeitet und mit digitalen Kritzeleien übersäht sind.
Ihr Thema ist schwer verdaulich: Die Genferin porträtiert die Arbeit der sogenannten Content-Moderatoren. Das sind Menschen, die gegen schlechte Bezahlung pornografische Inhalte oder heftige Gewalt-Darstellungen aus den sozialen Netzwerken entfernen.
Diese Content-Moderatoren – würde Lauren Huret sagen – opfern sich emotional für alle User von sozialen Netzwerken.
Was braucht es, damit Medienkunst zugänglich ist, ohne banal zu wirken? Diese Frage beantwortet die Ausstellung im Haus der elektronischen Künste mehrheitlich gelungen.
Alle ausgestellten Kunstwerke schlagen die Brücke von der eigenen Lebenswelt zu den komplexen digitalen und technischen Prozessen. Gleichzeitig heben die Werke keinen moralischen Zeigefinger – und lassen Raum für eigene Interpretationen und Meinungen.