Guerreiro do Divino Amor – der Name ist portugiesisch und bedeutet so viel wie «Krieger der göttlichen Liebe». Ein Künstlername. Ein Name, der auf eine Lust am Spielerischen verweist. Auf Spass am Theatralischen. Aber auch darauf, dass hier jemand eine Botschaft hat.
Der Sohn einer Brasilianerin und eines Schweizers spricht sechs Sprachen – keine davon akzentfrei, wie er gern betont. Damit ist er eigentlich überall ein Fremder und bestens geeignet, um an einer Biennale mit dem Titel «Stranieri Ovunque – Foreigners Everywhere» teilzunehmen.
Ideen, Ideale, Klischees
Ein bisschen fremd ist er auch der Schweiz – zumindest der Deutschschweiz. Der Künstler verbachte einen Teil seiner Kindheit in Genf. Er hat bereits zweimal an den Swiss Art Awards teilgenommen und hatte 2022 eine umfangreiche Einzelausstellung im Centre d’Art Contemporain in Genf. Direktor Andrea Bellini schlug ihn für die Biennale vor.
Auch sein künstlerisches Thema macht Guerreiro do Divino Amor zu einem idealen Biennale-Künstler: Er beschäftigt sich mit der Selbstinszenierung von Nationen. Immer wieder wird (nicht nur) in Kunstkreisen darüber diskutiert, wie zeitgemäss eine Ausstellung ist, in der die nationale Zuordnung von Kunst breiten Raum einnimmt.
Guerreiro do Divino Amor hinterfragt seit 20 Jahren mit künstlerischem Blick, wie Staaten einen Mythos aus Ideen, Idealen, religiösen Vorstellungen und werbewirksamen Klischees um sich herum bauen.
Nicht überraschend, aber überwältigend
Im Schweizer Pavillon zeigt er zwei neue Teile seines Langzeitprojekts. Teile, in denen es um die Schweiz geht, aber auch um Rom, um die römische Antike. Bereits im Aussenraum des Pavillons liegen antik wirkende Säulen.
In einem Video, das in eine Kuppel projiziert wird, begegnet man der Helvetia, aber auch dem Schweizer Käse und der UBS. Das ist – zumindest für Schweizerinnen und Schweizer – nicht überraschend. Aber die Ästhetik ist überwältigend.
Guerreiro do Divino Amor inszeniert seine Auseinandersetzung mit Nationen und ihren Mythen mit moderner Technik – und in einer überbordenden Bilderwelt. Das Schweiz-Video ist in der Kuppel eines runden Raumes zu sehen: Man sitzt da wie in einem Planetarium und wird von unglaublich schönen, bunten Bildern und der Musik überwölbt und beregnet.
In einem anderen Raum erscheint eine römische Göttinnengestalt, die wie eine schillernde Drag-Queen wirkt und als leuchtendes Hologramm im Raum schwebt. Sie spielt auf antike Mythen an sowie auf gegenwärtige Fragen nach Identität und Gender. Der Schweizer Pavillon: eine Ausstellung zum Staunen und Nachdenken.