Die Ausstellung «Life Dances On», benannt nach einem Film von Robert Frank, spiegelt Franks Lebensphilosophie wider: stets vorwärtszugehen. Nach «The Americans» wandte er sich von der dokumentarischen Fotografie ab – und dem Kunstfilm zu.
Die Werkschau beginnt mit einer Serie von Fotos, die Robert Frank aus einem fahrenden Bus entlang der Fifth Avenue aufnahm. Alltägliche Situationen wie ein Mann, der im goldenen Abendlicht zwischen zwei Bussen die Strasse überquert, oder ein Geschäftsmann mit Mappe unterm Arm, der einem Auto ausweicht. Jedes Bild ist in Bewegung.
«Als ich diese Fotos aneinanderreihte», sagte Robert Frank, «wurde mir klar, dass das der Anfang von etwas Neuem war.»
Es war der Anfang seines filmischen Schaffens: Kunstfilme wie eine Kooperation mit den Schriftstellern Alfred Leslie, Jack Kerouac und Allen Ginsberg («Pull my Daisy»), sein wohl bekanntester Dokumentarfilm «Cocksucker Blues» über The Rolling Stones sowie experimentelle Kurzfilme folgten.
Das MoMA zeigt mehrere seiner Filme, und es ist auffallend, wie stark sich seine filmische Sprache von der fotografischen in «The Americans» unterscheidet.
Mit der Kamera zur Hand
Robert Frank legte seine Fotokamera nie ganz beiseite, war aber vermehrt auch an visuellen Effekten interessiert. Er reihte Fotos aneinander, malte oder kritzelte Worte direkt aufs Bild und machte Fotos seiner Werke.
Besonders bewegend ist eine Collage mit einem Foto seiner Tochter und den Worten «I think of Andrea every day». Sie starb bei einem Flugzeugabsturz. Auch seinen Sohn überlebte Robert Frank. In seiner Kunst verarbeitete er persönliche Erfahrungen und Emotionen.
Leben nach dem Meisterwerk
Die Anerkennung, die ihm zeitlebens zuteilwurde, berührte Robert Frank wenig. Sein Herz schlug für den kreativen Prozess, das Erzählen von Geschichten – und für seine Frau, die Künstlerin June Leaf. Sie lebten und arbeiteten in New York an der Bleecker Street und im ländlichen Nova Scotia in Kanada.
Ein Höhepunkt der Ausstellung sind die «Scrapbook Filme», ein Sammelalbum von Filmen, die erst nach seinem Tod entdeckt wurden. Es ist eine Art von visuellem Tagebuch: Robert Frank filmte in seinem Zuhause, auf seinen Reisen in Zürich und Ägypten und kommentiert, was er sieht und erlebt. «I walked ten blocks. Had Breakfast.»
Das MoMA enthüllt eine Fülle, Vielseitigkeit und Experimentierfreude in Robert Franks Schaffen, die man vom Fotografen und Filmemacher weniger kannte. Die Ausstellung «Life Dances On» ist ein beeindruckender und bereichernder Tanz durch das Leben und Werk von Robert Franks letzten 60 Jahren.