Die griechische Mythologie ist nicht nur der Stoff aus dem Hollywood-Träume gemacht werden. Sie ist auch stilprägend für die männliche «Freikörperkultur» im Film. So kupferten Kostümdesigner für ihre Historienfilme gerne von der Mode der antiken Götter und Heroen ab. Auf Statuen und Bildern tragen sie meistens nur das, womit sie Mutter Natur ausgestattet hat. Manchmal halten sie als Accessoire einen Speer oder ein Schild in der Hand, aber ihr perfekter Körper durfte nie verdeckt werden. Diese makellose Abbildung idealisierten den perfekten Menschen, den es in in der Realität kaum gab. So waren Hammer und Meissel das Photoshop der Antike.
Trendsetter: Bodybuilder
Eine weitere, wichtige Inspirationsquelle für die leichte Mode der Götter und Gladiatoren im Film sind Bodybuilder. Anfang der 50er-Jahre, etablierte sich aktive Körpergestaltung als Sport und plötzlich standen der Filmindustrie ganze Heerscharen von Muskelprotzen zur Verfügung, die man dann auch in den italienischen Sandalenfilmen reichlich zu sehen bekam.
Weil die hart trainierten Körper nicht von unnötigem Stoff verdeckt werden sollten, steckte man die kantigen Kerle in möglichst knappe Stoffe. Zu beliebten Fashion-Standards gehören der Männer-Mini, gehalten von einem breiten Ledergurt, Unterarmmanschetten aus Stahl und hohe Schnür-Sandalen.
Einer der stilprägendsten Bodybuilder auf den Leinwänden der 50er- und 60er-Jahre war Steve Reeves. Der ehemalige Mr. Universum zeigte in fast jedem seiner Sandalenfilm seinen ölgetränkten Super-Body in einem Hauch von nichts.
Das beeinflusste auch den Hauptdarsteller von einem der vielleicht einflussreichsten Modefilme für Muskelmänner: Arnold Schwarzenegger in «Conan der Barbar». In Lederslip mit Pelzfutter und nietenbesetztem Lederdiadem, wurde er in den 80er-Jahren zur Stilikone aller Filmbarbaren – und davon gab es damals reichlich.
Homoerotische Nuancen
Der Ursprung für die knappen Kostüme lag in der Zensurpolitik der 50er- und 60er-Jahre. In dieser Zeit durfte die weibliche Nacktheit kaum gezeigt werden, deshalb stellte man den Mann umso mehr in den Vordergrund. Dass der Anblick von freizügig gekleideten, eingeölten Mannsbildern zu homoerotischen Fantasien führen kann, ist ein unbeabsichtigter Nebeneffekt. Doch die Filmbranche lässt sich davon nicht beirren. Immerhin locken die offenherzig bekleideten Kerle bis heute die Massen ins Kino. Wie beim letzten Hollywood- «Hercules» von 2014 zu sehen war. Mit Wrestlingstar Dwayne Johnson als halbnackter Halbgott, spielte der Film über 240 Millionen Dollar ein.
Die Film-Mode der starken Schönen mag zwar nicht die kreativste sein, aber sie gehört zu einer der zeitlosesten. In diesem Sinne Bauch rein, Brust raus und die Männlichkeit im Mini zelebrieren.