Die Spitalunterführung sei schon immer ein Unort gewesen, sagt Andreas Häner. Der Geschäftsführer des Basler Heimatschutzes nimmt sogar das Wort «Baukrüppel» in den Mund.
Gebaut wurde die Unterführung zwischen dem City-Parking und dem Spitalgebäude in den 1970er-Jahren. Sie sollte den Passanten den Weg vom parkierten Auto zum Krankenhaus oder in die Basler Innenstadt erleichtern. Doch die wenigsten Passanten fühlten sich wohl im fast 100 Meter langen Betonschlauch.
Ein begehbares Kunstwerk
So wurde der dänische Künstler und Designer Verner Panton 1978 beauftragt, die Passage zu gestalten. Panton lebte damals wegen seiner Zusammenarbeit mit Vitra in Basel.
Mit Spektralfarben – von Rot, Violett, Blau bis Türkis, mit Streifen, Quadraten und Kreisen an Wänden und Decke – machte Verner Panton aus der Unterführung ein begehbares Kunstwerk.
Doch es nützte wenig. Bis heute befällt viele Passantinnen und Passanten ein beklemmendes Gefühl, wenn sie durch die farbige Röhre gehen müssen.
Unterirdisch eingeengt
Kunst und bunte Farben nützten bei Unterführungen wenig, sagt Stefan Kurath, Professor für Architektur und Urbanistik an der Zürcher Hochschule ZHAW.
Die ersten Unterführungen wurden in den Anfängen der 1970er-Jahren gebaut, als der Autoverkehr den Fussverkehr bedrängte. Das Ziel war eine Entflechtung zum Schutz der Fussgängerinnen und Fussgänger. Als deutlich wurde, dass viele Menschen die Unterführungen lieber mieden, versuchte man mit Kunst und bunten Farben entgegenzuwirken.
Die Enge blieb. «In den engen langen Schläuchen wird der Sozialraum, die Intimsphäre verletzt, wenn sich Unbekannte kreuzen,» sagt Kurath. Die Unsicherheit und Ängste würden dann zunehmen.
Das Ende der Unterführung?
Deswegen verzichte man heute im Städtebau weitgehend auf Unterführungen. Wo sie noch nötig sind, zum Beispiel an Bahnhöfen, werden sie breit gebaut, mit Fluchtmöglichkeiten. Wenn möglich wird Tageslicht hineingeleitet. Zudem werden Kioske eingerichtet - Orte also, an denen sich viele Menschen aufhalten. «So wird die soziale Kontrolle verbessert», sagt Stefan Kurath.
Aus städtebaulicher Sicht wäre die Spitalunterführung in Basel also kaum schützenswert. Aus Sicht von Kunstliebhabern und des Basler Heimatschutzes aber unbedingt.
«Das letzte Panton-Interieur»
Heimatschützer Andreas Häner betont: Auch wenn sich in der Basler Spitalunterführung kaum jemand wohl fühle, sei sie dennoch schützenswert. «Kunst aufgrund dessen zu bewerten, wie man sich fühle? Ich weiss nicht, ob das funktioniert», meint Häner.
Es handle sich immerhin um das weltweit einzige am Original-Ort erhaltene Panton-Interieur. Alle anderen vom dänischen Designer gestaltete Räume wurden zu Teilen versetzt oder abgerissen.
Ob die von Verner Panton gestaltete Spitalunterführung tatsächlich dem geplanten Neubau des Klinikum II in Basel weichen muss, ist noch nicht in Stein gemeisselt. Die Baubewilligung steht noch aus. Der Heimatschutz hat schon seine Einsprache angekündigt. Unterstützt wird er aus der Bevölkerung mit einer Petition.