Hund und Katze stehen für Wildheit und Domestizierung zugleich, symbolisieren Erotik, Stärke oder auch Treue. In der Kunst sind sie wichtige Nebendarsteller.
Filmemacherin Anka Schmid zeigt in ihrem Dokumentarfilm «Wie die Kunst auf den Hund und die Katze kam», wie die Darstellungen von Vierbeinern in 500 Jahren Kunstgeschichte unser Verhältnis zur Natur widerspiegeln.
SRF: Wie kamen Sie darauf, einen Film über Hund und Katze in der Kunst zu realisieren?
Anka Schmid: Beim Hundesitting für meine Schwester realisierte ich, wie sehr sich Hund und Mensch angleichen, welch innige Beziehungen da existieren. Dieses spannende Verhältnis Mensch, Hund und Kunst faszinierte mich. So begann meine Recherche.
Wann kamen die Katzen dazu?
Sehr früh, denn Hund und Katze sind unsere wichtigsten Haustiere. Zudem gibt es Menschen, die eher Katzen mögen, andere sind eher Hundetypen. Das spiegelt sich auch in der Kunst.
Was sind Sie?
Ich war als Kind ein Hundetyp. Später entdeckte ich meine grosse Liebe zu Katzen. Ich besitze aber keine Haustiere. Nur das Büsi meiner Nachbarin besucht mich regelmässig.
Schosshündchen waren nicht nur niedlich, sondern auch nützlich.
Sie haben ein Jahr lang recherchiert. Was hat sie überrascht?
Ich habe neue Künstlerinnen kennengelernt, wie etwa Lavinia Fontana. Sie lebte im 16. Jahrhundert und malte viele adlige Frauen, oft mit ihren Schosshündchen. Diese kleinen Hunde waren sehr begehrt, süss, schick und teuer. Nicht nur niedlich, sondern auch nützlich. Sie haben eine zwei Grad wärmere Körpertemperatur als die Menschen. Deshalb zogen sie die Flöhe an, die sprangen von den Menschen auf die Schosshündchen.
Heute sind die Schosshündchen keine Flohfänger mehr. Welche Funktion haben Hund und Katze heute?
Der Tierverhaltensforscher Dennis Turner sagt im Film, es sei wissenschaftlich bewiesen, dass Katzen und Hunde unsere Gemütsstimmung beeinflussen. Sie beruhigen und trösten Menschen. Das beweist auch die grosse Zunahme der Haustiere in diesem Corona-Jahr.
Wie hat sich Ihr Kunst-Blick auf das Verhältnis zwischen Mensch und Tier geändert?
Ich schaue alle Bilder genauer an und achte stärker auf die tierischen Nebendarsteller. Kunstwerke erzählen viel über die Freundschaft und Erotik von Mensch und Tier. Und Tiere schaffen spezielle Stimmungen. Das zeige ich anhand einer Animation von einem Bild von Vallotton, mit und ohne Katzen.
Es gibt viele Tierdarstellungen. Wie haben Sie die Auswahl getroffen?
Die Kunstschaffenden sollten ein wirklich intensives Verhältnis zu den Tieren haben. Zum Beispiel Picasso: Er hatte nicht nur viele Frauen, sondern auch ein inniges Verhältnis zu Hunden. Sein Dackel Lump ist wohl der berühmteste Hund der Kunstgeschichte. Zudem achtete ich darauf, dass ich auch weibliche Kunst zeige, wie die Erotik mit Katzen im Werk von Carolee Schneeman oder wie überraschend Luzia Hürzeler ihre Katze ins Bild setzt.
Haben Sie eine Lieblingskünstlerin entdeckt?
Das schöne ist, ich habe mich immer wieder verliebt, wenn ich wieder was Neues entdeckt habe. Beispielsweise Kiki Smith: In ihrer Bildserie «Pietà» trauert sie um ihre tote Katze wie Maria um ihren Sohn Jesus. Das hat mich berührt.