- Das Londoner Kulturzentrum Barbican zeigt aktuell eine Rundumschau zu Science-Fiction – mit Filmausschnitten, Büchern und Originalen von Filmsets.
- Die Ausstellung wurde vom Westschweizer Historiker Patrick Gyger zusammengestellt.
- Science-Fiction ist längst nicht mehr nur eine Spielwiese für Nerds, sondern ein Massenphänomen.
Roboter, Flugzeuge oder auch die Raumfahrt: Die Science-Fiction nahm in der Geschichte vieles voraus. Lange bevor die ersten Raketen Menschen zum Mond beförderten, spekulierten Bücher und Filme darüber. All das beleuchtet die Ausstellung «Into The Unknown» im Londoner Kulturzentrum Barbican.
Der Westschweizer Historiker Patrick Gyger hat die Schau zusammengestellt. Science-Fiction basiere auf der Realität, denke aber weit darüber hinaus, sagt er. «Sie will nicht die Zukunft vorhersagen, sondern mit einer Vorstellung davon spielen.»
Im Mainstream angekommen
Gyger weiss über dieses Genre Bescheid, wie kein zweiter. Über zehn Jahre war er Leiter des «Maison D’Ailleurs» in Yverdon, dem einzigen Museum in der Schweiz, das sich ausschliesslich Science-Fiction und Utopien widmet.
Darum hat ihn das Barbican für diese Monster-Aufgabe engagiert. «Welchen Aspekt soll ich behandeln?» hat er die Verantwortlichen gefragt. «Alles» – so die lapidare Antwort.
Doch wie macht man das? Eine Rundumschau zu einem Genre, das längst zur Populärkultur gehört? Eine Schau, die sich nicht im Aneinanderreihen von Beispielen erschöpft?
Gesammeltes und neu Geschaffenes
Gyger hat zwei Jahre lang alles zusammengetragen, was er kriegen konnte. Filmausschnitte, Bücher, Originale von Filmsets – Raumanzüge und Modelle. Von «Star Trek» bis «Alien». Vieles aus privaten Sammlungen.
Was «Into The Unknown» aber noch sehenswerter macht, sind deren Bezüge zur Gegenwartskunst. So sind Installationen zu sehen, die eigens für die Ausstellung geschaffen wurden. Zum Beispiel jene zum weiblichen Androiden Ava aus «Ex Machina».
Wieviel Science steckt in der Fiction?
Doch wieviel Science steckt denn nun in der Fiction? Wie wissenschaftlich fundiert sind die Szenarien? Gyger betont, dass sich die Autoren und Filmemacher stets auf die Forschung berufen und deren Wissensstand berücksichtigen.
Eines der Wesensmerkmale der Science-Fiction sei aber, irgendein Szenario zu entwerfen – sei es noch so ausgefallen und verrückt. Für viele Wissenschaftler andererseits, ist Science-Fiction eine faszinierende Inspirationsquelle für ihr Forschen.
Verehrt oder belächelt ...
Kaum ein Genre spaltet Bewunderer und Nasenrümpfer in zwei so deutlich getrennte Lager, wie die Science-Fiction – jedenfalls im deutschsprachigen Raum.
Sie ist aber längst nicht mehr nur eine Spielwiese für Kind gebliebene Nerds, sondern ein Massenphänomen.
Science-Fiction erlaubt uns, von einer noch unbekannten, besseren Welt zu träumen. Die Gesellschaft biete heute kaum noch Freiräume für alternative Lebensmodelle, meint Gyger. «Die Science-Fiction präsentiert uns hingegen faszinierende Alternativen zu unserer neoliberalen Welt und dem Massenkonsum.»
Nicht immer einfach ist dabei die Abgrenzung zu verwandten Genres, wie zum Beispiel Fantasy. Die grosse Weltraumsaga «Star Wars» etwa vereint Elemente beider Genres – Raumschiffe und Jedi-Ritter.
… aber gerade sehr angesagt
Die grosse Ausstellung im Londoner Kulturzentrum Barbican kommt genau im richtigen Moment. Zurzeit sind besonders die Schwarzmalereien, sogenannte Dystopien, stark im Trend.
Klassiker, wie George Orwells «1984», bald in einer Neuverfilmung zu sehen, oder «The Handmaid’s Tale» von Margaret Atwood, gegenwärtig ein Serienrenner. Düstere Visionen, die besonders seit Trumps Präsidentschaft in den USA für viele Beobachter ihre reelle Entsprechung finden.