Wie ticken die Menschen im Kunstbetrieb? Diese Frage stellte sich Barbara Marbot vor sieben Jahren, als sie in der Berner Altstadt die «Galerie da Mihi» eröffnete.
In ihrer kleinen Galerie zeigt Barbara Marbot Künstlerinnen und Künstler aus der Stadt und Region Bern. Wer ihr schon einmal begegnet ist, weiss: Begeisterungsfähigkeit ist eine ihrer markantesten Eigenschaften.
«Ich habe mich mein Leben lang mit zeitgenössischer Kunst beschäftigt», sagt die Galeristin. «Aber als ich die Galerie eröffnen wollte, habe ich gemerkt: Ich weiss sehr wenig über den Kunstbetrieb.»
Ein Wegweiser für das Kunstfeld
Um das Kunstfeld besser kennenzulernen, hat sie nicht nur zahlreiche Bücher gelesen. Sie hat in Zürich auch ein Studium als Kuratorin absolviert.
Dabei hat die Kunstenthusiastin viel über die Mechanismen des Kunstfeldes gelernt. Zum Beispiel darüber, dass Macht und symbolisches Kapital eine grosse Rolle spielen.
Die Erkenntnisse, die sie bei der Eröffnung ihrer eigenen Galerie gewonnen hatte, wollte Barbara Marbot nicht für sich behalten. Darum hat sie ein Buch geschrieben und darin ihr Wissen in kompakte Form gebracht. «Ich möchte anderen Leuten, die sich für Kunst interessieren, den Zugang zu diesem Feld ermöglichen.»
Reine Ökonomie reicht nicht
Zum Buch veranlasst hat sie auch der Ökonom Magnus Resch, der 2015 ein Buch über das «Management von Kunstgalerien» veröffentlicht hat. Darin empfiehlt er, Galerien gewinnorientiert aufzuziehen, mit Zielgruppenanalyse, Wachstumskonzeption und Strategieplan.
Das könne nicht funktionieren, denkt Barbara Marbot. Es werde den Besonderheiten des Kunstmarktes nicht gerecht. Erst recht nicht den kleinen Galerien.
In ihrem Buch «Verhandlungssache Galerie» holt sie erstaunlich weit aus. Auf gut 160 Seiten schreibt sie über die Geschichte der Galerien und Museen vom 18. Jahrhundert bis heute. Davon ausgehend beschreibt sie die Bedeutung der kleinen Galerien und die Frage, wie man diese unterstützen kann.
Am Ende steht der Wunsch nach mehr Kooperation der Akteure im Kunstfeld. Und nach Subventionen für kleine Galerien, auch wenn diese kommerziell ausgerichtet sind.
Viele Ideen für die Galerienvielfalt
Will sie also die alte Debatte um öffentliche Subventionen für kleine Galerien wieder aufgreifen? «Unbedingt!», sagt Barbara Marbot. Doch sie schielt nicht neidisch auf die Subventionen, die an nichtkommerzielle Kunsträume, sogenannte Off-Spaces, gezahlt werden. Sie hat Ideen.
Eine Stadt wie Bern könnte etwa einen neuen Kunstpreis ausloben, bei dem die Kunstschaffenden statt eines Preisgeldes eine Ausstellung in einer Galerie erhielten. Oder die öffentliche Hand könnte Gutscheine für bildende Kunst verteilen, um die Nachfrage anzukurbeln.
Wichtig für die Künstler
Im Kulturbereich ist seit einigen Jahren Sparsamkeit angesagt. Ob sie da mit ihrem Ruf nach neuen Kunstpreisen Gehör findet? «Ich bin natürlich skeptisch», sagt Barbara Marbot, «aber auch optimistisch. Denn die kleinen Galerien sind genauso wichtig wie die Off-Spaces, wenn es darum geht, Künstlerinnen und Künstler zu fördern.»
Barbara Marbot ist nicht nur ungemein begeisterungsfähig. Sie ist auch grenzenlos optimistisch.