Das Naturhistorische Museum Bern hat mit dem Weltuntergang ein unkonventionelles Thema gewählt. Eines, das man auf den ersten Blick nicht im Naturhistorischen Museum vermuten würde.
Und die Welt geht unter
Die Ausstellung setzt voll auf die Omnipräsenz der spekulativen Bilder zum Weltuntergang in Kultur und Unterhaltung. Dabei ist nur eine Sache wirklich sicher: In etwa 4 bis 6 Milliarden Jahren wird die Welt tatsächlich verschwinden. Dann nämlich, wenn sich die Sonne zu einem riesigen roten Ball aufbläht und die Erde verschluckt.
Mit diesem Ereignis in weit entfernter Zukunft beginnt die Ausstellung. Ein schwarzer Raum wird langsam von unzähligen Glühbirnen erleuchtet, ein Lichterkranz, der sich an der Decke ausbreitet.
Laute Untergänge im Film
Die spielerische Lichtinstallation bedient die Lust am Spektakel, genauso wie all die Endzeitfilme aus Hollywood, die im nächsten Raum in einem schnellen Zusammenschnitt zu sehen sind. Woher kommt diese Lust an der Angst?
Für Kurator Martin Heller liegt sie an der Sicherheit, in der wir uns wiegen: «Weil wir glauben, dass es nicht eintreffen wird.» Das würde es möglich machen, dass wir uns medial hergestellte Weltuntergangsbilder mit Lust anschauen.
Leiser Untergang der Natur
Weltuntergangsszenarien wie: Bei Neapel bricht ein Supervulkan aus, der ganz Europa verwüstet, ein Atomkrieg eskaliert oder ein Meteorit rast auf die Erde zu. Die Ausstellung führt die Möglichkeiten anschaulich vor Augen.
Es gibt aber auch weniger spektakuläre Untergangsszenarien: Der Klimawandel macht kein Geräusch. Leise vollzieht sich im Moment auch ein Massensterben: Jeden Tag verschwinden durchschnittlich 100 bis 400 Tierarten. Ein riesiger Saurier-Oberschenkelknochen erinnert daran, dass es das schon mal gab. Nur diesmal ist der Mensch die treibende Kraft.
Natur und Kultur gehen Hand in Hand unter
Für die Ausstellungsmacher ist die kulturwissenschaftliche und naturwissenschaftliche Perspektive auf das Thema eng miteinander verknüpft. Sie ergänzen sich gegenseitig.
Dazu gibt es aber noch eine dritte Ebene: die Kunst. Etwa ein Video, das eine McDonalds Filiale zeigt, die unter Wasser steht oder ausgestopfte Fantasietiere, die nach dem Weltuntergang überleben könnten. Das sind witzige Assoziationen.
Zu viel des Guten
Aber braucht es zusätzlich noch den Film über eine Theaterinszenierung zum Thema Apokalypse? Oder Fotos von Habseligkeiten dementer Menschen, deren ganz persönliche Welt untergeht? Die Ausstellung franst in ihrer Fülle an den Rändern etwas aus.
Trotzdem ist sie lohnenswert – nicht zuletzt, weil sie daran erinnert, wie zerbrechlich das Leben auf diesem Planeten ist.
Sendung: Radio SRF 1, Regionaljournal Bern, 9.1.2017, 17.46 Uhr.