Das französische Architektur-Duo Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal ist mit dem diesjährigen Pritzker-Preis geehrt worden. Das teilte die Jury in Chicago mit.
«Indem sie die Verbesserung des menschlichen Lebens durch eine Perspektive der Grosszügigkeit und Benutzungsfreiheit priorisieren, sind sie in der Lage, dem Individuum sozial, ökologisch und wirtschaftlich zu nützen und der Entwicklung einer Stadt zu helfen», hiess es in der Begründung der Jury.
30 Projekte und der Palais de Tokyo
Anne Lacaton wurde 1955 im französischen Saint-Pardoux geboren, ihr Partner Jean-Philippe Vassal 1954 in Casablanca (Marokko). Sie lernten sich in den 1970er Jahren beim Studium in Bordeaux kennen und eröffneten in den 1980er Jahren in Paris ein Architektur-Büro.
Gemeinsam haben die beiden an mehr als 30 Projekten in Europa und Afrika gearbeitet – zu den bekanntesten gehört der Aus- und Umbau des Ausstellungsgebäudes Palais de Tokyo in der französischen Hauptstadt. Beide lehren immer wieder an verschiedenen Universitäten, unter anderem in Deutschland.
«Nicht abreissen»
Das Duo hat in seiner Arbeit vor allem einen Vorsatz: Nichts abreissen. «Es gibt zu viele Demolierungen von existierenden Gebäuden, die nicht alt sind, noch ein Leben vor sich haben und noch nicht ausrangiert sind», sagte Lacaton der «New York Times».
«Wir glauben, dass das eine zu grosse Verschwendung von Materialien ist. Wenn wir genau hinschauen, wenn wir die Dinge mit frischem Blick sehen, gibt es immer etwas Positives, was man aus einer bestehenden Situation mitnehmen kann.»
Eins mit der Natur
Auf diese Art und Weise haben die beiden viele bestehende Gebäude in neue, oft auch erschwingliche Wohnanlagen umgebaut. «Nie abreissen, nie einen Baum fällen, nie eine Reihe Blumen herausnehmen», sagte Vassal. «Die Erinnerungen an die Dinge, die da waren, bewahren und den Menschen, die dort leben, zuhören.»
Der Pritzker-Preis gilt als renommierteste Auszeichnung der Architektur-Branche und ist mit 100'000 Dollar dotiert. Frühere Preisträger waren unter anderem Zaha Hadid, Rem Koolhaas, Norman Foster und Peter Zumthor. Vergangenes Jahr gewannen die irischen Architektinnen Yvonne Farrell und Shelley McNamara.