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Wilde Spekulationen Banksys tierisch lange Fährte: Können Sie ihr folgen?

Die Streetart-Menagerie der Tiere, die in den vergangenen Tagen in London aufgetaucht war, ist vollständig. Doch die Welt wartet, dass sie endlich Laut geben, beziehungsweise ihr Schöpfer. Wüssten Sie, was es mit Banksys Zoo auf sich hat?

Ein tierisches Durcheinander als Abbild der aktuellen Weltlage? Ein Kommentar auf die rechtsextremen Ausschreitungen in Grossbritannien, bei denen sich Menschen wie Tiere aufführen? Oder doch ein Banksy-Klassiker: Klimakrise?

Seit der britische Streetart-Künstler täglich neue Graffiti droppt, tummeln sich im Internet die wildesten Spekulationen – und die Berichterstattung kommt kaum noch hinterher. Einigkeit herrscht jedoch, dass Banksys grosse Enthüllung noch folgt.

Auf der Suche nach dem Sinn

Gegenüber der BBC bestätigte Banksys Team nun, dass der Gorilla im Londoner Zoo das vorerst letzte Werk der Serie sein soll. Allerdings liess der Künstler das Caption-Feld seines «Bekenner»-Posts auf Instagram erneut leer. Während also die physische Suche nach neuen Werken endet, geht die Sinnsuche weiter.

Ohnehin spricht Kunst ja bekanntlich für sich selbst. Es ist auch nicht die Aufgabe des Künstlers, den Betrachtenden tiefgründige Deutungsmöglichkeiten vorzugeben, wie auch Banksys Firma «Pest Control» dem Observer mitteilte. Was wollen uns die putzigen Tierchen also sagen?

Marketing-Masterclass

Das objektiv Bedeutsamste an den Werken ist (derzeit) der Hype in den sozialen Medien, das Rätselraten. Rein visuell geben die Graffiti eher wenig her. Provokant könnte man fragen, ob sie überhaupt interessant wären, wenn sie nicht von Banksy stammen würden.

Seine «Zoo-Serie» ist ein Lehrstück, wie man das Social-Media-Game spielt – und gewinnt: keine Galerie, keine PR-Agentur und trotzdem ein Riesenwirbel. Weil er Medien und private User geschickt in den Aufmerksamkeitswettbewerb für sich einbindet. Verstummt ist auch zwischenzeitlich die Spekulation um seine Person.

Banksy legt eine Spur – und wir folgen ihr. Im Social-Media-Marketing spricht man hier von einer «Hook», die uns einfängt und nicht mehr loslässt. Durch das Serielle und die schnelle Taktung der Graffiti macht er sich zudem den notorischen Drang des Gehirns zunutze, Dinge vervollständigen zu müssen – ohne vorschnell das Interesse zu verlieren.

Auch sucht das menschliche Gehirn immerzu Sinn und Muster: «What's the point?» Eine fragmentierte Antwort, die in unserer überkomplexen Welt notwendig wäre, wird dann oft zugunsten eines einheitlichen Konzepts ausgeblendet. «Pest Control» verweist schlicht darauf, dass in unserer Zeit oft Schatten mehr Beachtung fänden als Licht und Banksy die Menschen mit etwas unerwarteter Heiterkeit aufmuntern wolle.

Graffiti nur Aufhänger?

Angesichts der Aufmerksamkeit und des Vandalismus an seinen Werken ist fraglich, wie flächendeckend diese Freude sein dürfte: Die Satellitenschüssel mit dem heulenden Wolf wurde geklaut, die Ziege ist hinter Plexiglas. Die Katze wurde von den Betreibern der Werbefläche vorsorglich entfernt. Zuletzt wurde nun das Nashorn beschmiert.

Eventuell handelt es sich bei Banksys Werken also im eigentlichen Sinn gar nicht um Street-Art, sondern eine Form von Performance-Kunst, bei denen die Graffiti nur der Aufhänger sind. Auf den Bildern seines Instagram-Kanals stehen die meisten Werke in Kontext mit Betrachtenden.

Vielleicht ist seine Zoo-Serie aber einfach eine Handlungsaufforderung, hinzusehen. Auf die Welt – und natürlich auf ihn.

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Radio SRF4 News, 12.8.2024, 7:46 Uhr.

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