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Yoko Ono im Kunsthaus Zürich Yoko Ono lässt uns die Welt reparieren

Das Kunsthaus Zürich zeigt frühe Werke von Yoko Ono. Besucherinnen und Besucher werden aufgefordert, selbst Teil der Kunstwerke zu werden.

Die junge Yoko Ono sitzt allein auf einer Bühne. Ihr Publikum wird aufgefordert, mit einer Schere kleine Stücke aus Onos Kleidung zu schneiden. Mit dieser Video-Aufnahme werden die Besucher des Kunsthauses Zürich in die Ausstellung eingeführt. «Cut Piece» nennt sich die Performance aus den 1960er-Jahren.

«Es ist interessant zu beobachten, wie die Besucher auf die Aufnahme reagieren. Wie die Schere auf den weiblichen Körper gerichtet ist, wie zum Teil der ganze BH aufgeschnitten wird und sie dadurch entblösst wird», erzählt Mirjam Varadinis, «das hat etwas Unangenehmes und Brutales». Die Performance gelte als Vorläufer der feministische Performance-Kunst, so die Ausstellungskuratorin.

Die Künstlerin Yoko Ono sitzt fast nackt auf dem Boden.
Legende: Yoko Onos avantgardistisches Werk «Cut Piece» inszeniert Gewalt gegen Frauenkörper als Mitmach-Performance. Minoru Niizuma, Yoko Ono

Yoko Onos feministisches Anliegen ist ein Hauptfokus der Ausstellung. Manche ihrer Arbeiten sind radikal. Andere poetisch und wieder andere eher verspielt. In der Ausstellung sind rund 60 Werke zu sehen: Skulpturen, Film-Arbeiten, Zeichnungen und Performances aus dem Frühwerk von Yoko Ono.

Kunst zum Mitmachen

Yoko Ono habe in den 1960er-Jahren den Kunstbegriff radikal verändert, sagt Mirjam Varadinis, zum Beispiel mit ihrem Büchlein «Grapefruit»: «Das ist eine Sammlung von Anleitungen, quasi Konzeptkunst ‹avant la lettre›. Sie öffnet diesen Begriff, sodass das Publikum zum Performer wird. Es soll das Werk vervollständigen.»

Bei der Vervollständigung befolgt das Publikum Handlungsanweisungen. An den Wänden hängen beispielsweise graue Stoff-Quadrate, die mit simplen Anweisungen bedruckt sind: fühlen, fliegen, vergessen und berühren. Wer hier seiner Fantasie freien Lauf lässt, erlebt Kunst und wird Teil von ihr.

Yoko Ono hat sich stets auch für den Weltfrieden eingesetzt. Diesen Aspekt greift die Ausstellung mit Videos, Schildern und Plattencover auf. Und da darf natürlich auch John Lennon nicht fehlen, mit dem sie «Give Peace a Chance» performte.

Die Ausstellung zeigt Fotografien von und mit Yoko Ono.
Legende: Auch John Lennon und das bekannte «Bed-In» sind Teil der Ausstellung in Zürich. Franca Candrian, Kunsthaus Zürich, Yoko Ono

Kunst als Hoffnungsträger

Viele von Yoko Onos Arbeiten atmen den Geist der 1960er-Jahre. So auch ein Esstisch mit zerbrochenem Porzellan. Rebellion gegen das bürgerliche Establishment sei ein zentrales Element im Schaffen von Yoko Ono, sagt Mirjam Varadinis. «Es ist aber auch immer Hoffnung dabei. Und ihre ganz tiefe Überzeugung, dass Kunst die Fähigkeit hat, die Welt zu verbessern.»

Das Werk mit dem zerschlagenen Porzellan heisst «Mend Piece». «Mend» bedeutet reparieren, flicken oder verbessern. «Die Anleitung dazu ist ganz einfach: «Mend carefully», also repariere sorgfältig und denke dabei auch immer daran, die Welt zu reparieren», erzählt Varadinis.

Eine Frau repariert zerbrochenes Porzellan auf einem Esstisch.
Legende: «Mend Piece» lädt Besucher und Besucherinnen dazu ein, zerbrochenes Porzellan zu reparieren – eine Metapher für den Zustand unserer Welt. Andrew Juries, Courtesy of A4 Arts Foundation, Yoko Ono

Das Frühwerk von Yoko Ono hat bis nicht an Aktualität und Relevanz verloren. Seine Stärke liegt vor allem darin, wie Poesie mit Zugänglichkeit und Verspieltheit mit Dringlichkeit kombiniert werden.

Ausstellungshinweis

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Die Ausstellung « Yoko Ono: The Room Moves at the Same Speed as the Clouds » ist noch bis zum 29. Mai im Kunsthaus Zürich zu sehen.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 04.03.2022, 07:06 Uhr. ; 

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