Worum geht’s?
Mark Forsyth ist Linguist. Seine Bücher liest eigentlich nur ein Fachpublikum. Also wenige.
Matthew Anderson, ein Journalist von BBC Culture, liest das Buch, ist angetan, fotografiert ein Zitat mit seinem Smartphone und postet es.
Der Post geht viral. In kurzer Zeit folgen knapp 50‘000 Retweets und mehr als 70‘000 Likes. Das schaffen Katzen. Oder Kardashians. Aber eine linguistische Fachpublikation?
Warum ist’s interessant?
Mark Forsyth‘ Buch heisst «The Elements of Eloquence». Es beschäftigt sich mit ungeschriebenen Gesetzen der Sprache, die jeder befolgt, aber kaum jemand formulieren kann. Fangen wir bei Rotkäppchen an. Das heisst auf Englisch «Little Red Riding Hood». Könnte es einen «Bad Big Wolf» (einen bösen grossen Wolf) geben? Klingt seltsam.
Bei Adjektiven ist es so: Die Grösse kommt vor allem anderen – also «Big Bad Wolf». Das ist im Deutschen genauso: «brauner kleiner Hund» geht nicht, «kleiner brauner Hund» geht. Es ist nicht falsch, es anders zu machen, aber man hat das Gefühl, etwas stimme nicht.
Bei Lautmalereien ist es so: Auch da gibt es Gesetze. Die Glocken von «Frère Jacques» klingen «ding dang dong». «Dong ding dang» geht nicht. Wir spielen Ping Pong, der Affe heisst King Kong, wir essen Kit Kat, manches ist ein Mischmasch und kein Maschmisch, wir fahren zick-zack und hören Hip-Hop. Hop-Hip geht nicht.
Die Regel dahinter heisst: «I,A,O», wenn eine Folge aus drei Einzelteilen besteht. Besteht sie nur aus zweien, ist «I» immer zuerst und dann folgen «A» oder «O». Probieren Sie es aus! Es wäre nicht falsch, die Folge zu verdrehen, aber macht die Uhr tack-tick?
Bei Zeiten ist es so: Es gibt Zeiten, die muss man einfach wissen, etwa das Future Present. Also die Gegenwart des Futurs. Das wird gerne eingesetzt, wenn Dinge in der Zukunft sicher stattfinden: «Der Zug fährt morgen». Das weiss man einfach. Ganz tief drinnen. Forsyth sagt: «Die Regeln, die wir kennen und bewusst befolgen, sind die Minderheit.»