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100 Jahre Ephraim Kishon Wie gut kennen Sie den Israeli, der die Deutschen lachen liess?

Über 43 Millionen verkaufte Bücher, 33 Millionen davon im deutschsprachigen Raum – der israelische Schriftsteller Ephraim Kishon ist der meistgelesene Satiriker überhaupt. Am 23. August 2024 wäre er 100 Jahre alt geworden.

Diese Highlights aus dem Werk von Kishon lassen auch heute noch Schmunzeln.

1. «Drehn Sie sich um, Frau Lot!»

Mit Frau Lot startete Ephraim Kishon 1961 seine literarische Karriere im deutschsprachigen Raum – das Buch verkaufte sich in Deutschland millionenfach. Mit satirischem Blick auf die moderne jüdische Gesellschaft spottet Kishon über menschliche Schwächen, ausufernden Bürokratismus oder allgemeine Unzulänglichkeiten des Lebens in Israel.

Zwei Männer im Gespräch auf einem Sofa.
Legende: Überaus beliebt und bekannt in Deutschland: An Thomas Gottschalk (links) und dem TV-Dauerbrenner «Wetten, dass ..?» führte für Autor Ephraim Kishon kein Weg vorbei. Hier sehen wir ihn 1987 auf der Show-Couch. imago images / teutopress

Zur Eröffnung des ersten Supermarktes in Tel Aviv schreibt Kishon warnend, die Brieftasche daheim zu lassen, «um dem Schicksal einiger unserer Nachbarn zu entgehen, die an einem einzigen Einkaufsnachmittag Bankrott gemacht hatten». Stattdessen führt er seinen Erstgeborenen in den Supermarkt, die Stätte, die er als «Zeichen unserer kulturellen Verbundenheit mit dem Westen» bezeichnet.

2. «Der Blaumilchkanal»

«Blaumilch» ist der Titel einer Satire, eines Hörspiels und einer Verfilmung. Basierend auf einer Humoreske aus den 1950ern wurde die Geschichte 1971 in Deutschland als Buch veröffentlicht. Darum geht's in der Bürokratie-Satire: Kasimir Blaulicht, Protagonist mit psychischer Störung, reisst Tel Avivs wichtigste Strasse mit einem Presslufthammer auf – die Polizei sperrt ab, Anwohnende beschweren sich.

Es beginnt eine (ergebnislose) Ursachensuche durch die Behörden-Hierarchie. Derweil erreicht Blaumilch hämmernd das Meer und Wassermassen ergiessen sich in die Stadt. Der Bürgermeister eröffnet stolzgeschwellt den neuen «Innenstadtkanal», Tel Aviv wird «Venedig des Nahen Ostens». So weit, so gut? Für einen Behördenmitarbeiter, der die Absurdität durchschaut, endet die Story mit der Einlieferung in die Psychiatrie.

3. «Sallah Shabati»

1964 setzte sich Ephraim Kishon mit «Sallah Shabati» selbst ein Denkmal. Er gilt als erfolgreichster Film Israels – immerhin zog er 1,3 Millionen Zuschauer in die Kinos, brachte zwei Golden Globes und eine Oscar-Nominierung. Es geht um den jemenitischen Juden Sallah Shabati, der aus der Diaspora nach Israel kommt. Unangepasst an die europäisch-geprägte Kultur des frisch gegründeten Staates versucht er an Geld für eine Wohnung zu gelangen.

Bestseller-Satiriker und Versöhner

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Kishon wurde am 23. August 1924 in Budapest unter dem Namen Ferenc Hoffmann in eine jüdische Familie geboren. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er in verschiedenen Konzentrationslagern interniert, konnte mehrmals fliehen und überlebte nur mit Chuzpe und Talent (unter anderem als Schachlehrer eines Lagerkommandanten).

Mit «Drehn Sie sich um, Frau Lot!» machte er sich 1961 im Nachkriegs-Deutschland einen Namen – es war der Beginn einer jahrzehntelangen unglaublichen Popularität. 1969 bescheinigte ihm «Der Spiegel» zwar nur «mittleres Spassmacher-Talent» – sein Erfolg im Land der Täter bleibt aber vielsagend über deutsche Wünsche nach Entlastung und Versöhnung.

2002 erhielt Kishon den Israel-Preis für sein Lebenswerk, grosse Feierlichkeiten zu seinem 100. Geburtstag finden aber weder in Israel noch in Deutschland statt.

«Seinen Kampf mit dem modernen technischen Leben und die Schwierigkeiten des jungen Staates schildert der Film mit liebenswürdiger Selbstkritik», meint das Lexikon des internationalen Films dazu. Dass die mitunter respektlose und spöttische Darstellung zentraler zionistischer Institutionen nicht bei allen Kinobesuchern auf Wohlwollen stiess, tat Kishons Beliebtheit keinen Abbruch.

4. «Der Fuchs im Hühnerstall»

Kishons erster Roman: Während einer Endlosrede bekommt der Staatsmann Amitz Dulnikker einen Herzanfall. Zur Erholung wird ihm geraten, in die Schweiz zu reisen. Da er Israel nicht verlassen möchte, zieht es ihn eben in das abgelegenste und friedlichste Dorf seines Landes: einen Ort, an dem man weder ihn noch Elektrizität, Verwaltung und Zeitungen kennt.

Mann mit Brille im karierten Anzug vor einer Wand mit Kunstwerk.
Legende: Zur Schweiz pflegte Ephraim Kishon eine enge Verbindung: Seit den 1980ern unterhielt er einen Zweitwohnsitz im Kanton Appenzell, wo er 2005 auch verstarb. Hier ist er 1994 im Schauspielhaus Zürich zu sehen. Keystone / PHOTOPRESS / ARCHIV / Ne

Das ruhige Dorf provoziert den Erholungsuchenden dermassen, dass er nun an der «ideologischen Genesung» der Dorfbevölkerung arbeitet. Aus der Begegnung Kishons mit dem neuen Staatsgebilde Israel entwickelt, ist «Der Fuchs im Hühnerstall» von 1969 eine bis heute gültige Satire über Staat, Demokratie und deren Versagen.

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