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Literatur 25 Jahre Arche Verlag: eine Zeitreise durch Lieblingslektüren

25 aufregende Jahre lang führte Elisabeth Raabe zusammen mit Regina Vitali den renommierten Arche Verlag. Raabe war für «das Wort», Vitali für «die Zahl» zuständig. Und als sie ins Geschäft einstiegen, waren Verlegerinnen noch eine Seltenheit. Ein Buch lässt ihre Abenteuer Revue passieren.

An Silvester 1982 unterschrieben Elisabeth Raabe und Regina Vitali den Kaufvertrag für den begehrten Zürcher Arche Verlag. Damit begann ein Verlegerinnenleben mit vielen Hochs und auch Tiefs, das Elisabeth Raabe in ihrem anschaulichen Buch «Eine Arche ist eine Arche ist eine Arche» nachzeichnet.

Erster Erfolg mit Otto F. und Silja Walter

Der Verlag, den die beiden Frauen von den Söhnen des legendären Peter Schifferli übernehmen konnten, war ein kostbares Gefährt. Die Backlist umfasste 1300 Titel grosser Autoren wie Friedrich Dürrenmatt oder Ezra Pound, und gerade einmal zwei Autorinnen: Gertrude Stein und Silja Walter.

Manche in der Branche rechneten damit, dass die Arche bald auf Grund laufen würde. Aber schon mit ihrem ersten Programm hatten Raabe und Vitali einen Grosserfolg: «Eine Insel finden», das Gespräch zwischen Otto F. und Silja Walter – den beiden Geschwistern, die sich jahrzehntelang nicht mehr gesehen hatten – verkaufte sich sensationell.

Hämmern um Mitternacht

Die Leidenschaft fürs Büchermachen springt einen bei Elisabeth Raabes Erinnerungen förmlich an. Und «Eine Arche ist eine Arche ist eine Arche» bezaubert auch durch viele selbstironische Anekdoten. In der Anfangszeit arbeiteten die beiden Frauen buchstäblich Tag und Nacht, was den Nachbarn in der noblen Zürcher Rämistrasse, einem der im Lauf der Zeit wechselnden Verlagsstandorte, wenig gefiel:

Buchhinweis

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Elisabeth Raabe: «Eine Arche ist eine Arche ist eine Arche. Verlegerinnenleben», Edition Momente, 2016.

«Es kam vor, dass um Mitternacht die Denzler-Tochter, die über uns wohnte, klingelte und in wunderbarem Zürichdeutsch fragte: ‹Frau Vitali, warum tönt Si hämmere?› Oder dass sich Regina Vitali todmüde auf dem Sisalteppich im Flur ausstreckte und ich gesagt haben soll: Wir könnten gleich aufhören, wenn Sie jetzt schon schlappmachen.»

Zeitreise durch eigene Lieblingslektüren

In Elisabeth Raabes Rückblick erfährt man auch einiges von den Zeitläufen eines Vierteljahrhunderts, die das Geschäft des Verlegens gründlich veränderten. Man erfährt viel darüber, wie Elisabeth Raabe und Regina Vitali ein Händchen dafür hatten, mit einem schmalen aber konzisen Programm die Backlist des Verlags mit neuen Belletristik-Titeln zu ergänzen und den Fächer auch hin zum Sachbuch zu öffnen.

Arche-Bücher, immer gestaltet von Max Bartholl, waren nicht nur schön, sondern auch gut. Deshalb kann man mit dem Lesen von «Eine Arche ist eine Arche ist eine Arche» auch eine Zeitreise durch eigene Lieblingslektüren antreten, von Nicolaas Matsiers «Selbstporträt mit Eltern» über Fabrizia Ramondinos «Im Spiegel einer Insel» zu Gertrude Steins «Blut auf dem Esszimmerboden» und vielen mehr.

Würdigung der «rückwärtigen Dienste»

Elisabeth Raabes Chronik der Jahre 1982–2008, die im Untertitel «Verlegerinnenleben» heisst, kommt ohne Klatsch und Tratsch aus. Nüchtern und auch in komplexen Zusammenhängen präzise, schildert es Verlagsarbeit in all ihren Facetten.

Dabei überrascht das Buch mit einer sorgfältigen Würdigung der «rückwärtigen Dienste». Nicht nur von Autorinnen und Autoren wird erzählt, sondern immer wieder auch zum Beispiel von den Vertreterinnen und Vertretern, die das Programm eines Verlags zweimal jährlich in die Buchhandlungen tragen und damit dessen erste Botschafter sind.

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