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Literatur Bachmann-Preis für eine charmante Satire

Sharon Dodua Otoo setzte sich beim Wettlesen in Klagenfurt durch: Mit ihrem Text hat die in Berlin lebende britische Autorin die Jury überzeugt: Es sei eine «unangestrengte Satire über den deutschen Alltag». Der Schweizer Kandidat Dieter Zwicky erhielt den mit 10'000 Euro dotierten Kelag-Preis.

Die Schriftstellerin Sharon Dodua Otoo erhält den 40. Ingeborg-Bachmann-Preis. Die gebürtige Britin mit Wurzeln in Ghana erhielt die Ehrung am Sonntag in Klagenfurt für ihren Text «Herr Gröttrup setzt sich hin». Sie erhält dafür 25'000 Euro.

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Nicola Steiner: «Der Siegertext ist lustig und tiefsinnig zugleich»
aus Kultur kompakt vom 04.07.2016.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 41 Sekunden.

Eine charmante Satire

Die Jury lobte die unangestrengte Satire über den deutschen Alltag, in dem ein Frühstücksei den Aufstand wagt: «Eine charmante, unangestrengte Satire über deutschen Alltag», hiess es in der Laudatio.

Im deutschsprachigen Literaturbetrieb war Sharon Dodua Otoo bis anhin kaum bekannt. Dabei ist das Spektrum der 1972 in London geborenen und in Berlin lebenden Schriftstellerin gross: «Gewöhnlicherweise beschreibe ich mich als schwarze britische Mutter, Aktivistin, Autorin und Herausgeberin», schreibt Otoo über sich selbst. Dabei kommt der Humor nicht zu kurz.

Eine dunkelhäutige Frau freut sich und hält die Hände vors Gesicht.
Legende: Die überraschte Gewinnerin: Sharon Dodua Otoo. Keystone

Otoo kannte den Wettbewerb bisher nicht

Die Britin ist gibt die englischsprachigen Buchreihe «Witnessed» heraus. Ihre erste Novelle erschien 2012 im Verlag edition assemblage. Ein Jahr später folgte die deutsche Übersetzung unter dem Titel «die dinge, die ich denke, während ich höflich lächle».

Ihre jüngste Novelle «Synchronicity» kam 2014 auf den Markt. Darüber hinaus hat sie bereits mehrere Kurzgeschichten veröffentlicht.

Zum Bachmann-Preis wurde sie von der deutschen Jurorin Sandra Kegel eingeladen. Über die Geschichte des renommierten Wettlesens am Wörthersee wusste Otoo bis dahin nicht Bescheid.

Schweizer Dieter Zwicky ausgezeichnet

Der einzige Schweizer Kandidat Dieter Zwicky erhält den mit 10'000 Euro dotierten Kelag-Preis. Zwicky hatte als Letzter aus seinem Text «Los Alamos ist winzig» gelesen und dabei von der Jury praktisch durchwegs Lob erhalten.

Der Schweizer Juror Juri Steiner hatte Zwicky für das Wettlesen vorgeschlagen. In seiner Laudatio sagte Steiner, er würde gerne mit Dieter Zwicky auf der berühmten einsamen Insel sein. Das Leben bestehe aus Wundern und Fantasie, könne keine Wahrheit sein. «Wir leben auf einer Insel und spüren dort einen Tropfen Einsamkeit.» Er nannte Zwicky einen Magier. «Wir sind nicht verdutzt, sondern verzwickt.»

Auch das Publikum stimmte ab

Die 1980 geborene Autorin Julia Wolf gewann den mit 7500 Euro dotierten 3sat-Preis. Die Auszeichnung für den Text "WALTER NOWAK BLEIBT LIEGEN" wird von dem Sender gestiftet. Die 30-jährige Wienerin Stefanie Sargnagel erhielt die meisten Stimmen bei der Online-Abstimmung und wurde somit mit dem Publikumspreis in Höhe von 7000 Euro prämiert.

Insgesamt hatten sich 14 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einem dreitägigen Wettlesen in der «Literaturarena» am Wörthersee um die Auszeichnung und drei weitere Preise bekämpft. Der mit 25'000 Euro dotierte Hauptpreis ist nach der österreichischen Schriftstellerin Ingeborg Bachmann (1926-1973) benannt und gilt als eine der renommiertesten Literaturauszeichnungen im deutschsprachigen Raum.

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