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Buchtipps für den Sommer Diese sechs Bücher gehören in Ihren Reisekoffer

Von der Lovestory bis zum Jugendroman: Die SRF-Literaturredaktion empfiehlt sechs Bücher für die Sommerferien.

Komödie: Lachen ist die beste Medizin

Lächelnde Frau mit lockigem Haar vor unscharfem Hintergrund.
Legende: Dem Pflegenotstand mit einem Lachen begegnen? Eva Mirasol zeigt in «Staying Alive», wie das geht. imago images/Stefan Schmidbauer

«Ich bin Ärztin. Das ist so etwas Ähnliches wie Arzt.» So stellt sich Nicki vor, und so lapidar-lustig bleibt der Ton den ganzen Roman über. Nicki arbeitet in der Rettungsstelle eines Berliner Spitals. Das bedeutet: Stress, Schichtdienst – und neben echten Notfällen oft «Patienten», die sie wegen eines (unentzündeten) Mückenstichs aufsuchen. Humor bleibt da die einzige Überlebensstrategie. So witzig wie Eva Mirasol hat noch nie jemand über den Pflegenotstand geschrieben. (Katja Schönherr)

Buchhinweis

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Eva Mirasol: «Staying Alive». 336 Seiten. Ullstein, 2025.

Krimi: Geheime Botschaften in seltsamen Bildern

Ein Mädchen, ein Haus, ein Baum, ein Vogelnest. Das ist die Zeichnung eines Kindes, das seine Mutter ermordet hat. Der japanische Youtuber Uketsu lenkt in diesem Rätselkrimi meinen Blick auf verschiedene mysteriöse Bilder, die er akribisch genau betrachtet und deutet. Dabei entschlüsselt er in atemberaubend überraschenden Wendungen eine Serie von makabren Morden. «Sketch-Mystery-Krimi» ist ein von Uketsu mitbegründetes Genre, in dem die Synthese von Text und Bild ein neues Leseerlebnis schaffen. Ist leider viel zu schnell fertig gelesen! (Markus Gasser)

Buchhinweis

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Uketsu. «HEN NA E. Seltsame Bilder». 272 Seiten. Lübbe, 2025.

Liebesgeschichte: Anatomie der Liebe

Frau lehnt an einer Säule, schaut zur Seite.
Legende: Autorin Christine Wunnicke gelingt mit «Wachs» eine schöne und verwegene Liebesgeschichte. Monika-Hofler

Die 15-jährige Marie sucht eine Leiche. Warum? Weil sie sie sezieren möchte. Sie will nämlich «Anatom» werden, aber das ist gar nicht einfach als Frau im Frankreich des 18. Jahrhunderts. Deutlich einfacher ist es, sich zu verlieben. Marie Bihéron, die es tatsächlich gab, verliebt sich in ihre Zeichenlehrerin Madeleine Bassaport. Zwischen den Frauen entsteht eine lebenslange Liebesbeziehung – begleitet von Maries anatomischen Wachspräparaten und den Wirren der Revolution. Witzig, sinnlich, versponnen. (Laura de Weck)

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Christine Wunnicke. «Wachs». 176 Seiten. Berenberg, 2025.

Klassiker: Abenteuer und Einsamkeit

Von seiner Geliebten verlassen und vom Luxus gelangweilt beschliesst Dan Yack, alles hinter sich zu lassen. Er reist in die Antarktis, wo er fast dem Wahnsinn verfällt. Er baut im Nirgendwo eine Walfang-Industrie auf und reflektiert bis zu seiner Rückkehr nach Europa über die Liebe und innere Leere. Die Mischung aus Abenteuergeschichte und Selbstsuche ist nicht ganz einfach zu lesen, aber fulminant und berauschend. Ein fast 100 Jahre altes Stück Literatur des Schweizers Blaise Cendrars, der ein ebensolcher Tausendsassa war wie seine Romanfigur. (Tim Felchlin)

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Blaise Cendrars: «Dan Yack». 336 Seiten. Aus dem Französischen von Jürgen Schroeder. Atlantis, 2025.

Historischer Roman: Scheitern in New Bern

Schon zum zweiten Mal beschäftigt sich Nicolas Ryhiner mit dem kolonialen Erbe Schweizer Patrizierfamilien. Nach dem Basler Kaufmann Johann Rudolf Ryhiner geht es nun um den Berner Patrizier Christoph von Graffenried. Ruhmsucht, Geldgier und Naivität lassen ihn 1710 nach Nordamerika reisen, wo er eine Kolonie gründet und einen Krieg gegen Indigene auslöst. Ein bestens recherchierter Roman übers Scheitern aus Selbstüberschätzung – spannend erzählt von Nicolas Ryhiner. (Michael Luisier)

Buchhinweis

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Nicolas Ryhiner: «Graffenrieds Gründung». 256 Seiten. Zytglogge, 2025.

Kinderbuch: Ein neues Leben im Niemandsland

Person mit lila Haaren und Brille lächelt im Freien.
Legende: Neustart in der Ruhezone: Die amerikanisch-kanadische Autorin Erin Bow erzählt in «Alpakas, Agate und mein neues Leben» von einem Jungen, der in der Ödnis zu sich selbst findet. privat

Ein traumatisches Erlebnis prägt Simon so sehr, dass seine Eltern beschliessen, in die «National Quiet Zone» zu ziehen. Dort gibt es weder Internet noch Radio- oder Fernsehempfang. Nur riesige Radioteleskope, die auf Signale aus dem Weltall warten. In der scheinbar öden Gegend findet Simon wieder zu sich selbst. Und zu einem neuen Leben. Wunderbare Lektüre für Kinder ab 13: spannend, lustig, traurig, komisch – mit Figuren, die man am liebsten auch als Freunde hätte. (Britta Spichiger)

Buchhinweis

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Erin Bow: «Alpakas, Agate und mein neues Leben». 400 Seiten. dtv, 2025.

Radio SRF 1, BuchZeichen, 24.06.2025, 20:03 Uhr. ; 

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