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Frankfurter Buchmesse 2021 Neurechter Verlag sorgt für Absagen

Mehrere deutsche Autorinnen und Autoren haben ihre Teilnahme an der diesjährigen Frankfurter Buchmesse abgesagt – aus Protest. Was steckt dahinter? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Darum geht’s: Die Debatte ist nicht neu. Bereits vor vier Jahren hatten sich Stimmen zu Wort gemeldet, die gegen neurechte Verlage an der Messe protestierten.

Heute geht es wie damals darum, ob an der Buchmesse auch Verlage vertreten sein sollen, die Gedankengut am rechten Rand des politischen Spektrums vertreten. Konkret geht es dieses Jahr um den Stand des Verlages Jungeuropa.

Den Anstoss zur aktuellen Diskussion gab die Kölner Autorin und Internetaktivistin mit senegalesischen Wurzeln Jasmina Kuhnke. Sie engagiert sich gegen Rassismus und Rechtsextremismus in Deutschland. Kurz vor Beginn der Messe gabs sie per Twitter bekannt, dass sie ihren Auftritt an der Buchmesse mit ihrem aktuellen Roman «Schwarzes Herz» absage, weil sie sich durch Rechte bedroht fühle.

Wer sich ebenfalls zurückzieht: Auch die Schauspielerinnen Annabelle Mandeng und Nikeata Thompson sowie Autor und Moderator Riccardo Simonetti haben ihre Teilnahme abgesagt. Sie alle betonen in ihren Stellungnahmen, dass echte Diskussionen über brennende Themen nicht auf demselben Gelände möglich seien, wo auch Nazis ihre zerstörerischen Ansichten verbreiten dürften.

So reagiert die Messeleitung: Die Buchmesse und des Börsenverein des Deutschen Buchhandels drückt Bedauern über die Rückzüge aus. Direktor Jürgen Boos hat sich folgendermassen geäussert: «Ich glaube, dass die Meinungsfreiheit eines unserer höchsten Güter ist. Und die Buchmesse ist der Ort, der dafür steht. Wir müssen leider auch Meinungen oder die Präsenz von Menschen aushalten, die ich nicht unbedingt gerne hier hätte. Es muss uns nicht gefallen, aber es muss möglich sein, weil Meinungsfreiheit und ‹Freedom to Publish› für uns das höchste Gut ist.»

So kam die Stellungnahme an:  Unterschiedlich. Einige Stimmen meinen, die Messeleitung mache es sich zu einfach, sich auf die Meinungsfreiheit zu berufen. Es gab aber auch Zustimmung: Schliesslich bewege sich der kritisierte Verlag im legalen Rahmen und es sei unmöglich, einen Verlag ohne gesetzliche Grundlage auszuschliessen. Es könnte eine Klagewelle folgen, was gerade jenen eine Bühne bieten würde, die sich als Opfer inszenieren, obwohl sie eigentlich die Täter sind.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 20.10.21, 17:10 Uhr ; 

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