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Hape Kerkeling im Gespräch «Ob ich König werden will? Ja, aber ich werde es nicht»

Hape Kerkeling hat ein Buch über seine Ahnenforschung geschrieben. In «Gebt mir etwas Zeit. Meine Chronik der Ereignisse» erzählt der Bestseller-Autor und Komiker von Herkunft, Zugehörigkeit und einer persönlichen Liebestragödie. Und dann ist da noch diese royale Entdeckung, die mit der Grossmutter zu tun hat.

Hape Kerkeling

Komiker und Autor

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Hans-Peter Wilhelm «Hape» Kerkeling wurde ab Mitte der 1980er-Jahre zum populären Fernseh- und Bühnenkomiker. Vor allem seine Kunstfiguren wie Horst Schlämmer, Siegfried Schwäbli oder Evje van Dampen wurden einem breiten Publikum bekannt.

SRF: Wieso haben Sie sich mit Ihrer Herkunft beschäftigt?

Hape Kerkeling: Seit meiner Kindheit wollte ich wissen: Woher kommen meine Vorfahren? Vielleicht hat es auch mit dem frühen Verlust meiner Mutter zu tun. Dass man versucht, Boden unter den Füssen zu gewinnen. Und vielleicht ist Ahnenforschung da tatsächlich hilfreich.

Es hat mich Mut gekostet, darüber zu schreiben.

Ich wusste aufgrund eines DNA-Tests, dass sehr viel genetisches Material bei mir aus den Niederlanden kommt. Also habe ich da angefangen zu forschen.

Auf was für Typen unter Ihren Vorfahren sind Sie gestossen?

Da war alles dabei: Vom Seefahrer bis zum, ja, Sadisten, muss ich leider sagen. Einen Fastnachtsdichter aus dem 14. Jahrhundert habe ich plötzlich aufgetrieben.

Dann hat sich herausgestellt, dass meine Grossmutter ein uneheliches Kind von König Edward VII. ist!

So habe ich dann peu à peu mein Familienpuzzle zusammenstellen können.

Im Buch geht es auch um Zugehörigkeit. Sie beschreiben, wie Sie in den 1980er-Jahren unter der Tabuisierung der Homosexualität in Deutschland gelitten haben. Und heute?

Nie war die Gesetzgebung besser als heute. Nie war die Akzeptanz höher als heute. Aber nie war auch die Aggression und die Brutalität gegenüber queeren Menschen – das betrifft auch People of Color und jüdische Menschen – höher als heute. Und das macht einem durchaus Furcht.

An der traurigsten Stelle des Buchs schildern Sie, wie Ihr damaliger Amsterdamer Freund an Aids starb. Haben Sie gezaudert, darüber zu schreiben?

Aufgrund meiner Ahnenforschung und aufgrund der unglaublichen Nähe zu Amsterdam ist mir eigentlich nichts anderes übrig geblieben, als diese grosse Liebesgeschichte zu beschreiben. Es hat mich Mut gekostet, darüber zu schreiben, weil es sehr privat ist.

Sie bedauern, Ihre Grossmutter Bertha nicht mehr über deren Herkunft befragt zu haben. Ist Ihr Buch auch der Versuch, das zu kompensieren?

Meine Grossmutter hat sich nach dem Suizid meiner Mutter aufopfernd um mich gekümmert. Bei der Ahnenforschung dachte ich, jetzt widme ich mich mal der Kindheit meiner Grossmutter ähnlich liebevoll.

Und dann hat sich herausgestellt, dass meine Grossmutter ein uneheliches Kind von König Edward VII. ist, der eine Liebschaft hatte mit meiner Urgrossmutter.

Im Buch heisst es: «Will Kerkeling jetzt König werden?» Will er?

Meine Grossmutter ist bedauerlicherweise nicht adlig. Von Rechts wegen müsste sie es sein. Aber meine Grossmutter fällt aus der Thronfolge allein schon deshalb heraus, weil sie Katholikin war, weil sie unehelich war, weil sie mit einem strammen Kommunisten verheiratet war.

Wäre sie in der Thronfolge gewesen, dann wäre ich heute in etwa auf Platz 111. Ob ich König werden will? Ja, aber ich werde es nicht. (lacht)

Das Gespräch führte Tobias Wenzel.

Buchhinweis

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Hape Kerkeling: «Gebt mir etwas Zeit. Meine Chronik der Ereignisse.» Piper, 2024. Das Hörbuch ist bei Osterwold audio erschienen.

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Radio SRF 2 Kultur, Künste im Gespräch, 26.9.2024, 9:03 Uhr ; 

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