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Ferdinand Schmalz
Legende: Überzeugte die Bachmann-Jury: der österreichische Autor Ferdinand Schmalz. ORF/Puch Johannes

Ingeborg-Bachmann-Preis 2017 Ferdinand Schmalz gewinnt mit einem Text, der «wirklich rockt»

Der österreichische Dramatiker Ferdinand Schmalz überzeugte die Jury mit seinem Text «mein lieblingstier heisst winter».

Der österreichische Dramatiker Ferdinand Schmalz hat sich beim Wettlesen um den renommierten Ingeborg-Bachmann-Preis gegen die Konkurrenz durchgesetzt. Der Grazer konnte den mit 25 000 Euro dotierten Hauptpreis der 41. «Tage der deutschsprachigen Literatur» am Sonntag in Klagenfurt für sich entscheiden.

Der 1985 geborene Theaterwissenschaftler, der als Kunstfigur auftritt und mit bürgerlichem Namen Matthias Schweiger heisst, überzeugte die Jury mit seinem inbrünstig vorgetragenem Text «mein lieblingstier heisst winter». Das in Kleinbuchstaben geschriebene Stück ist leicht verständlich, ohne trivial zu wirken und sorgte für einige Lacher.

Ein schöner Tod in der Gefriertruhe

In Schmalz' Geschichte klingelt ein Lieferant von Tiefkühlkost an der Tür eines krebskranken Mannes mit Vorliebe für Rehragout an. Der kündigt ihm ohne jede Verzweiflung seinen Suizid an. Er wolle eine Überdosis Schlaftabletten nehmen und dann in die Gefriertruhe steigen, lässt Schmalz seine Figur Dr. Schauer sagen. Einen schöneren Tod könne er sich nicht vorstellen.

Der Lieferant möge später seinen eingefrorenen Leichnam in der Morgensonne wieder auftauen lassen, so seine Bitte. Als der Angestellte dem ungewöhnlichen Auftrag nach allerlei philosophischer Überlegungen nachkommen will, ist die Truhe leer. «darin nur nichts. kein kalter schauer. nur kalte luft, die ihm entgegenstürzt», schliesst der Text.

Einhelliges Lob

Von der Jury gab es einhelliges Lob. «Der Text ist tatsächlich makellos», befand die Kritikerin Sandra Kegel, auf deren Einladung Schmalz am Wettlesen teilnahm. «Wenn die Figuren sprechen, geht mir das Herz auf», lobte Kollegin Hildegard Keller die Dialoge der Männer. Für Jurorin Meike Fessmann gelang Schmalz die Mischung zwischen Klamauk und Ernsthaftigkeit und für Kritiker Stefan Gmünder war es ein Text, «der wirklich rockte».

In die Stichwahl

14 Autorinnen und Autoren hatten ihre Texte in den vergangenen drei Lesetagen der siebenköpfigen Jury präsentiert. Ferdinand Schmalz setzte sich in einer Stichwahl gegen den US-Amerikaner mit Kärntner Wurzeln, John Wray, und seinen Geschwistertext «Madrigal» durch. Wray gewann den vom Deutschlandfunk neu gestifteten und mit 12'500 Euro dotierten Preis.

Sendung: Radio SRF 4 News, Nachrichten, 09.07.2017, 12:00 Uhr

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