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Lesung von Jörg-Uwe Albig.
Legende: «Unglaubliche Schminke»: Das war das Urteil eines Jurors zu Jörg-Uwe Albigs Text. ORF/Puch Johannes

Ingeborg-Bachmann-Preis 2017 In Klagenfurt wird «ganz, ganz dick aufgetragen»

Tag 2 des Lesewettstreits: Die Atmosphäre erinnert an Filme von Ulrich Seidl und es gibt «too much von allem».

Der zweite Lesetag beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt begann mit strahlendem Hochsommerwetter. Schon von Anfang an flimmerte es auch während der Lesungen. Ferdinand Schmalz, von «Theater Heute» zum Nachwuchsautor 2014 gewählt, las «mein lieblingstier ist winter».

Und das bei diesem Wetter! Aber es geht eben um Wärme und Kälte. Ein Bofrost-Lieferant bringt einem Kunden regelmässig tiefgefrorenes Rehragout. An einem besonders heissen Sommertag zeigt ihm der krebskranke Kunde seine Tiefkühltruhe im Keller und hat eine ungeheuerliche Bitte.

Markovic präsentiert sich gekonnt

Livestream

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Die Tage der deutschsprachigen Literatur finden vom 5. bis 9. Juli in Klagenfurth statt. Hier finden sie den jeweiligen Livesream der Bachmann-Veranstaltungen.

So einig war sich die Jury bisher nicht: Alles sei gesetzt, alles beabsichtigt. Jury-Präsident Hubert Winkels verglich die Atmosphäre mit Filmen von Ulrich Seidl.

Nach so viel Einigkeit hatte es die folgende Kandidatin Barbi Markovic erst mal schwer. Wobei sie mit dem Präsentationsvideo , das vor jeder Lesung eingespielt wird, die Herzen des Publikums im Sturm eroberte.

Markovic las einen Text über eine Wohnung, die sich ihrer Bewohner bemächtigt – und über zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Den neuen Schweizer Juror Michael Wiederstein hat das «gelangweilt». Wir fanden: Einer der wirklich starken Texte dieses Wettbewerbs.

Fettschichten im Hirn

Markovic verknüpft starke Bilder mit psychologischen Einsichten. Sie koppelt Ironie mit Lebenserfahrung. Sie ist auf lakonische Art pathetisch.

Barbi Markovic
Legende: Überzeugte mit ihrem Präsentationsvideo: die serbische Autorin Barbi Markovic. ORF/Puch Johannes

So sagt die eine Schwester zur anderen: «Einen Brauch übernimmt man wie eine Geburtstagstorte, und dann steckt man ihn als Ganzes in den Kopf wie die Torte in den Kühlschrank. (…) Mehr ist über Werte und Bräuche nicht zu sagen. Sie lagern sich als Fettschichten im Hirn ab und nehmen die Angst weg.»

Auch heute wieder folgte auf den Sonnenschein ein Gewitter. Und als der Regen kam, ergoss sich zeitgleich die Kritik über Jörg-Uwe Albig. «Ganz, ganz dick aufgetragen», «pathologisch-emphatisch», «unglaubliche Schminke», sagte Juror Klaus Kastberger.

Worum ging’s? Um einen verlassenen Mann aus der Grossstadt, der Zuflucht findet in der Einöde und sich in eine kleine Kapelle verliebt. Die Jury stampfte den Text in Grund und Boden.

Hubert Winkels kommentierte: «Too much von allem.» Im Publikum regte sich Widerstand. Manchen hatte Jörg-Uwe Albigs hochartifizielle Sprache durchaus imponiert.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Nachrichten, 05.07.2017, 6:01 Uhr

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