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Literatur Kampfschrift gegen Gentechnik: Michael Crichtons «Next»

In der aktuellen Risiko-Studie «Zukunft in der Schweiz» steht die Gentechnik auf den vorderen Plätzen im Ranking der Gefahren, die den Menschen Angst bereiten. Im Thriller «Next» schreibt Bestsellerautor Michael Crichton über die Gentechnik als Zukunftsrisiko.

Frank Burnett hat Krebs, Leukämie. Aber Frank Burnett hat Glück, er kann von seiner Krankheit geheilt werden. Sein Körper selbst produziert die Antikörper, die seinen Heilungsprozess voran bringen. Aber die genetische Auszeichnung ist auch ein Fluch: Für die Firma «BioGen» in Südkalifornien sind die Stammzellen drei Milliarden Dollar wert. Das ganz grosse Geschäft für die Uniklinik von Los Angeles. Sie verkauft Burnetts Zelllinie, ohne sein Wissen. Als der Kläger Burnett im Kampf um seine DNA vor Gericht unterliegt und durch einen Anschlag im Labor, die Zelllinien zerstört werden, gerät Frank unter Verdacht. Die Firma will noch einmal an seine Zellen. Frank Burnett ist auf der Flucht.

Buchhinweis

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Michael Crichton: «Next». Roman, Blessing Verlag, München 2007

Parabel auf die Lehre vom Zauberlehrling

Wissenschaftskritik im Stil eines Thrillers, das ist Michael Crichtons Markenzeichen spätestens seit seinem Welterfolg «Jurassic Park». «Next», sein letzter Roman zu Lebzeiten, 2007 veröffentlicht, geht auf einen historischen Fall zurück:

Die Universität von Kalifornien erhielt das Recht, DNA zu patentieren, die sie einem Patienten ohne sein Wissen und Einverständnis entnommen hatte. Crichton erzählt den Fall als eine abenteuerliche Parabel auf die Lehre vom Zauberlehrling: Wissenschaft setzt Erkenntnisse frei, ohne deren Folgen wirklich abschätzen zu können. Die Erfindung schlägt auf den Erfinder zurück – und auf alle, die mit ihr zu tun haben.

Für Michael Crichton sind die Risiken von Gentechnik und Biotechnologie kein Gedanken-Experiment. Er meint es ernst, seine Ingenieure sind keine Variante des «Daniel Düsentrieb», sein kalifornisches La Jolla ist nicht Entenhausen. Es geht um eine scharfe Kritik der «Eugenik», der Vererbungs- und Abstammungslehre. Und die hat schon eine düstere und phantastische Geschichte in den USA vor der Rassenlehre der Nazis.

Das Risiko hat Zukunft

«Wissenschaftler entdecken Gen für Geselligkeit» lautet eine Pressemeldung im Roman. Die «Columbia-Universität» sucht den Titel für ein neues Gen, das in das Sozialverhalten eingreift. Ein Eingriff gegen Störungen natürlich, gegen Abweichungen und Regelverstösse.

Michael Crichtons Roman ist Thriller und Kampfschrift. «Das Patentieren von Genen muss aufhören», schreibt er im Nachwort. Und: «Wir brauchen klare Richtlinien für die Verwendung von menschlichem Gewebe», «Forschungsverbote sind sinnlos». Crichton will wirken und er unterlegt diesen Anspruch mit Dokumenten, die im Anhang des Romans publiziert sind.

Eine echte Entdeckung findet sich auch darin: Gilbert Keith Chestertons Essay «Eugenik und andere Übel», geschrieben in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Im nächsten Jahr wird Chestertons vorausschauender Text erstmals auf Deutsch veröffentlicht. Das Risiko hat Zukunft.

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