Das Wichtigste in Kürze:
- Der kongolesische Schriftsteller In Koli Jean Bofane lebt heute in Belgien. Als Schriftsteller befasst er sich mit seiner Heimat.
- Mit seiner Literatur bringt er zu Papier, wovor andere die Augen verschliessen. Um gehört zu werden, hält er Übertreibungen für notwendig.
- Kürzlich lud er Kulturschaffende aus der Demokratischen Republik Kongo zum Austausch nach Basel ein.
In Koli Jean Bofane ist Schriftsteller und Kurator. Für das Festival «Kongo am Rhein» lud er Ende Juni Kunst- und Kulturschaffende aus der Demokratischen Republik Kongo zum Kulturaustausch nach Basel ein.
Die Stadt als Ort, an dem alles passieren kann
Basel und die Megastadt Kinshasa haben auf den ersten Blick wenig gemein. Tatsächlich aber sei eine Stadt erst mal eine Stadt und in der Stadt finde das Zusammenleben statt, sagt Bofane.
Das Zusammenleben werde immer komplexer. So sei eine Stadt der Ort, an dem alles passieren kann. Gleichzeitig sei sie eben auch ein problematischer Ort.
Diese Ambivalenz, die Chancen und Herausforderungen, zeigt Bofane in seinen Romanen «Sinusbögen überm Kongo» und «Kongo Inc. – Le Testament de Bismarck». Schauplatz ist unter anderem die Megastadt Kinshasa, der Schmelztiegel der Demokratischen Republik Kongo.
Um gehört zu werden, darf man nicht brav schreiben
Beim Schreiben sei man mit sich alleine, man vergesse die Leser und Leserinnen und schaffe sich seine eigene Sprache, sagt Bofane. Das zeigt er in seinen Romanen auf melodiöse und freche Art.
Realitäten wie der Krieg im Kongo, der Irak-Krieg oder die Auswirkungen der Globalisierung spornen den Schriftsteller an. Das, wovor die Menschen schnell die Augen verschliessen. Vor allem aber die Geschichte des Kongos.
Eine Literatur nach der Diktatur müsse wie ein Schrei sein. Denn nur durch die Übertreibung werde man gehört, so Bofane. Nach dem Krieg brach Bofane 1996 die schriftstellerische Stille im Kongo mit seinem Kinderbuch «Warum der Löwe nicht mehr König der Tiere ist».
Schreiben aus einer Notwendigkeit
Bofane wollte von Anfang an mit seiner Literatur gesellschaftliche, soziale und politische Themen aufgreifen. Schon bei seinem ersten Werk war das Verhältnis Demokratie und Diktatur massgebend.
In «Sinusbögen überm Kongo» und «Kongo Inc. – Le Testament de Bismarck» wird die Dringlichkeit, von der Bofane spricht, deutlich: das Schreiben als Notwendigkeit.
Das, was während der Diktatur nicht möglich war, wird zu Papier gebracht. Und so erzählt Bofane in seinen Geschichten eine Wahrheit, die durch die Fiktion der Literatur an Bedeutung gewinnt.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kontext, 16.7.17, 9 Uhr.