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Ein auf dem Kopf stehender Fischschwanz, der aus Schiffteilen zusammengesetzt scheint.
Legende: Die Lieblings-Illustration des Künstlers: Hermann Melvilles «Moby Dick» als Kreuzung von Fisch und Schiff. Mixtvision / Pablo Bernasconi

Literatur Am Anfang war das Ende: Die Bücherbilder des Pablo Bernasconi

Seit klein auf liest Pablo Bernasconi das Ende eines Buches immer zuerst. Der Schluss ist für den Künstler aus Argentinien eine Metapher für das ganze Buch. In einem Kunstbuch «Ende: Berühmte letzte Sätze der Weltliteratur» verdichtet er 56 Romane zu einem Sinnbild.

Warum er immer mit dem Ende eines Romans zu lesen beginne, kann Pablo Bernasconi nicht sagen. Der 43-Jährige kann bloss vermuten. Vielleicht, weil er von einer Unruhe getrieben werde und es ihn beruhige, den Schluss zu kennen. Vielleicht, weil er nach seinem Empfinden zu langsam lese – und sich so einen Vorsprung verschaffe.

Rutschbahn aus der Welt

Dieses Verhalten jedoch hat ihn auf den Geschmack gebracht, sich mit den Enden von Romanen der Weltliteratur zu befassen. Krimis und Thriller hat er dabei aussen vor gelassen, weil diese mit dem Schluss tatsächlich etwas verraten. Bei anderen, so meint er, höre die eigentliche Geschichte früher auf. Die letzten Abschnitte dienten dem Autor dazu, den Leser auf einer Art Rutschbahn wieder aus der Welt seiner Geschichte zu hinaus zu begleiten. Auf diese hat er sich konzentriert.

Gemälde: Eien Dame im Rock, deren Füsse eine fahrende Lokomotive sind.
Legende: Anna Karenina. Mixtvision / Pablo Bernasconi

Wie eine Metapher sei dieser letzte Moment – ein Sinnbild für das ganze Buch. Deswegen wollte Pablo Bernasconi eine Bild-Metapher für den Roman erschaffen. Das Resultat ist beachtlich: Da fährt eine Dampflock durch eine Schnee-Landschaft, ihr Torso jedoch ist das schwere Kleid einer Frau, und wo der Kopf sein sollte, steigt schwarzer Rauch auf. Es ist Leo Tolstois «Anna Karenina», unschwer zu erkennen.

Bemalen und behauen

Pablo Bernasconi arbeitet mit realen Objekten, die er bemalt, behaut oder sonst wie verändert. Anschliessend fotografiert er die Objekte und bearbeitet die Bilder im Computer digital weiter. Besonders gelungen ist Bernasconi die Illustration von Shakespeares Macbeth. Er hat ein Holzscheit mit einem Hammer traktiert und es dann angezündet, mit rostigen Nägeln bestückt und mit roter Farbe bemalt. Nun wirkt das Objekt wie eine düstere Burg auf einem Berg, in dessen blutgetränkten Felsen man das Gesicht Macbeths wähnt.

Buchhinweis

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Pablo Bernasconi: «Ende. Berühmte letzte Sätze der Weltliteratur», Mixtvision, 2016.

Des Künstlers Lieblings-Illustration ist Hermann Melvilles «Moby Dick». Verschiedene reale Holzstücke hat er digital verkleinert und aufwändig zu einem Walschwanz zusammengefügt. Aus diesem ragen Nägel wie Harpunen, umwickelt mit Nylonschnüren. Es ist ein sich aufbäumender Wal aus Schiffsplanken. «Moby Dick und das Schiff – sie werden eins; gemeinsam gehen sie unter», sagt Bernasconi. «Sie verschmelzen wie in einer Ehe, deswegen habe ich den Wal und das Schiff als eins dargestellt».

Ein angesengtes Holzscheit, aus dessen oberer Hälfte krumme Nägel ragen.
Legende: Macbeth. Mixtvision / Pablo Bernasconi

Das drohende Ende

Der Künstler ordnet die Werke chronologisch. Auf der linken Buchseite steht jeweils der Schluss eines Werkes geschrieben, auf der rechten befindet sich die Illustration. Bernasconi beginnt mit Homers Odyssee, 800 vor Christus, und ist über 50 Bücher später, mit Alessandro Bariccos «Seide» im Jahr 1996 angelangt. Das letzte Buch allerdings ist die Bibel mit der Apokalypse. Diesen Schlusspunkt setzt der Argentinier bewusst. Denn die Apokalypse beschreibt nicht nur das Ende eines Werkes, sondern steht als Metapher für das drohende Ende der Menschheit als Ganzes.

Auch in der Buchgestaltung hat Pablo Bernasconi jedes Detail durchdacht. Unter den Buchtext hat er jeweils eine kleine Zeichnung gemalt, bei der ein Blatt vorkommt. All diese Blätter stammen vom selben Baum aus dem Garten des Künstlers. «Ich sehe alle Bücher der Weltliteratur wie Blätter eines Baumes. Es ist der Baum unserer westlichen Kultur», sagt Pablo Bernasconi. Nun hat er diesem Baum mit seinem Werk ein weiteres Blatt hinzugefügt.

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