Der Roman «Die vierzig Geheimnisse der Liebe» hat zwei Erzählstränge: der Wandel, den die Hauptfigur Ella durchmacht, und die Geschichte, die sie liest und die diesen Wandel bewirkt.
Der Roman, den Ella liest, erzählt die Geschichte zweier Männer und ihrer Freundschaft. Der eine ist Rumi, ein persischer Dichter und Mystiker, der andere Schams-e-Tabrizi, ein Wanderderwisch. Die Freundschaft zwischen Rumi und Schams ist historisch belegt: im 13. Jahrhundert sind beide Männer auf der Suche nach der einzigen Wahrheit, nach der spirituellen Liebe.
Schams bringt seinem Freund Rumi bei, was Liebe bedeuten kann und verrät ihm «Die vierzig Geheimnisse der Liebe». Allerdings sind dies weniger Geheimnisse, als vielmehr universelle Erkenntnisse: «Mach dein Herz, nicht deine Gedanken zu deinem wichtigsten Führer!» oder: «Geduldig sein bedeutet nicht, etwas untätig zu ertragen. Geduldig sein, bedeutet, genug Weitsicht zu besitzen, um auf das Ergebnis am Ende zu vertrauen. Geduld ist, den Dorn zu betrachten und die Rose zu sehen.»
Geschichten verbinden zwei Welten
All diese Erkenntnisse verpackt Schams in anschauliche Geschichten. Ella liest sie – und lernt daraus für ihr eigenes Leben. So entsteht eine Verbindung zwischen zwei Schauplätzen und zwei Zeiten: zwischen dem alten Persien und den modernen USA, zwischen dem 13. und dem 21. Jahrhundert.
Damit unterstreicht die Autorin Elif Shafak die Zeitlosigkeit vieler Themen, die mit der Liebe in Zusammenhang stehen: Selbstwertgefühl, der Umgang der Menschen miteinander, Demut.
Spirituell, aber nicht okkult
Vielleicht winken Sie jetzt ab und denken, ein esoterisches Buch? Nein, so ist es nicht: «Die vierzig Geheimnisse der Liebe» ist zwar ein spirituelles Buch, aber nicht sektiererisch oder okkult. Vielmehr geht es um grundsätzliche Lebensweisheiten, die aber niemandem aufgedrängt werden sondern lediglich für Denkanstösse sorgen.
«Die vierzig Geheimnisse der Liebe» ist eine attraktive Mischung aus historischem Roman, Liebesgeschichte, Märchen aus 1001 Nacht – und gibt einen interessanten Einblick in einen Teil der islamischen Geschichte und Religion, die nichts am Hut hat mit Aggression oder Bedrohlichkeit, wie man es heute oft in anderen Zusammenhängen hört.