Die Krimihandlung basiert auf einer wahren Begebenheit: Herbst 2004. Zwei Soldaten werden auf dem Kasernenareal im Belgrader Stadtwald Topčider tot aufgefunden. Die offizielle Stellungnahme des Militärs ist wenig plausibel. Die Medien bezweifeln, dass auf Grund eines Kriegstraumas der eine Soldat den anderen und dann sich selber getötet haben soll. Doch das Militär beharrt auf diesen Hergang und stellt die Untersuchungen ein. Soweit die wahre Geschichte.
Wahre Begebenheit, fiktive Ermittlungen
Das deutsch-serbische Autorenduo Christian Schünemann und Jelena Volić geht in den Ermittlungen weiter. Ein Bericht einer unabhängigen Expertenkommission beweist, dass ein Dritter geschossen haben muss. Die Autoren datieren den Mord auf Juli 2004 vor und bringen den Mordfall mit dem Jahrestag des Massakers von Srebrenica in Verbindung. Ausserdem lassen sie eine Serbin, Milena Lukin, ermitteln: Aus dieser Perspektive können sie Kritik an Serbien üben, ohne des eurozentristischen Blicks bezichtigt werden zu können.
Geheimes Wissen um Ratko Mladić
Milena Lukin ist Wissenschaftlerin am Institut für Kriminalistik und Kriminologie in Belgrad. Ihr Spezialgebiet: die Strafverfolgung von Kriegsverbrechen auf dem Balkan. Sie wird von Siniša Stojković, einem Freund und Anwalt, im Topčider-Fall um Hilfe gebeten. An der Gedenkfeier zu Ehren der toten Soldaten identifiziert sie sich mit den trauernden Eltern und kennt daraufhin kein Halten mehr. Sie ist überzeugt: Die beiden Soldaten haben auf ihrer Nachtwache in der Nacht vom 11. auf den 12. Juli 2004 etwas oder jemanden gesehen, den sie nicht hätten sehen dürfen. Und das Wissen hat sie das Leben gekostet.
Milena Lukin assoziiert schnell: Mord, Jahrestag des Massakers von Srebrenica, geheime Feier auf dem Militärareal. Vielleicht haben die beiden Soldaten Ratko Mladić gesehen. Jenen General, der sich für die Massenerschiessungen von Moslems in Bosnien vor dem UN-Tribunal in Den Haag zu verantworten hat - international zur Fahndung ausgeschrieben und 2004 immer noch flüchtig. Könnte es sein, dass Ratko Mladić hier auf dem Kasernenareal im Belgrader Stadtwald Topčider untergetaucht ist? Milena Lukin ist davon überzeugt und von dieser Tatsache tief erschüttert.
Gruselfaktor: Der unbekannte Gegenspieler
Christian Schünemann und Jelena Volić verstehen es, durch einen gezielten Perspektivenwechsel die Spannung im Krimi bis zum Ende aufrecht zu halten. Einige Kapitel sind aus der Perspektive eines psychisch gestörten Mannes geschrieben. Seine Identität bleibt lange im Dunkeln. Ein Opfer eines Kriegstraumas? Und warum macht dieser jemand ausgerechnet Jagd auf Milena Lukin?
«Kornblumenblau. Ein Fall für Milena Lukin» ist ein Krimi, der – wie die Auflösung des Falls zeigen wird – viele Fragen offen lässt. Fragen der Schuld und Unschuld, die nur schwer zu beantworten sind und denen wir uns gleichwohl immer wieder im Kollektiv stellen müssen.