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Koloriertes Bild einer Strasse, die von Häusern gesäumt wird.
Legende: Der bäuerliche Alltag und das Dorf bildeten den Rahmen vieler Basler Mundart-Dichtungen – aber nicht nur. Wikimedia / Heidi Schwarz

Literatur Baselbieter Mundartdichtung zwischen Idylle, Radio und Feminismus

Die Baselbieter Mundartliteratur erlebte in den 1950er-Jahren eine Blütezeit – im Spannungsfeld zwischen Heimatidylle und Moderne. Was auffällt: Auch viele Frauen waren literarisch tätig und verschufen sich dadurch Gehör in der Öffentlichkeit – eine aber lehnte sich zu weit aus dem Fenster hinaus.

Im Kanton Baselland waren die 1950er-Jahre eine literarisch äussert fruchtbare Zeit. Unter den vielen Schriftstellerinnen und Schriftstellern publizierte in diesen Jahren auch gut ein Dutzend Mundartautorinnen und -autoren.

Erste Blüte zwischen den Kriegen

Sie gaben ihre Texte in Büchern heraus, veröffentlichten aber auch in Tageszeitungen, Periodika und Heimatbüchern. Stefan Hess vom Dichter- und Stadtmuseum Liestal sagt: «Diese 1950er-Jahre-Blüte der Mundartliteratur stand im Baselbiet in einer Tradition, die bereits im 19. Jahrhundert begründet wurde.»

Josef Breitenstein (1828-1877) könne als Vater dieser Tradition gelten. Der «Baselbieter Gotthelf» veröffentlichte zwar auch auf Hochdeutsch. Aber er war der erste Dichter, der in Basler Mundart publizierte.

Es gab im Baselbiet bald zahlreiche Epigoninnen und Epigonen. In der Zeit zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg erlebte die Baselbieter Mundartliteratur eine erste Blüte.

Schwarzweiss-Fotografie eines alten Radiostudios.
Legende: Mit dem Radio konnte Mundartliteratur zugänglicher vermittelt werden. Bild: Radiostudio Basel in den 1950er-Jahren. SRF

Radio sei Dank

Traugott Meyer (1895-1959) orientierte sich in seinen Gedichten, Erzählungen und Romanen stark an an Johann Peter Hebel (1760-1826), dem Übervater der alemannischen Mundartliteratur.

Meyer wurde zum eigentlichen Baselbieter Volksschriftsteller. Ihm kam zugute, dass die Mundartliteratur, die in der schriftlichen Form schwieriger zugänglich ist als in der hochdeutschen, nun auch mündlich am Radio verbreitet wurde.

Das Radio spielte schliesslich auch in den 1950er-Jahren eine wichtige Rolle für die beachtenswerte Produktion von Baselbieter Mundartliteratur. Für die Baselbieter Autorinnen und Autoren geschah dies im Radiostudio Basel.

Ausstellungshinweis

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Im Liestaler Dichter- und Stadtmuseum läuft bis zum 18. September 2016 die Ausstellung «Golden Fifties – Groove und Mief eines Jahrzehnts». Ein Teil der Ausstellung ist der Mundartliteratur gewidmet.

Eine Chance für Frauen

Das Radio produzierte nicht nur regelmässig Mundartsendungen, es schrieb auch Wettbewerbe aus. Diese gaben bislang schlummernden Talenten die Möglichkeit zu ersten Veröffentlichungen.

In dieser Zeit waren auffallend viele Frauen literarisch tätig. Stefan Hess erklärt das unter anderem mit dem Umstand, dass die Frauen in den 1950er-Jahren vom politischen Leben noch ausgeschlossen waren. Sie konnten sich mit Gedichten, Erzählungen und Romanen aber Gehör in der Öffentlichkeit verschaffen.

Einbruch der Moderne in die bäuerliche Welt

Die Genres und Themen waren ganz unterschiedlich: Viele der Dichterinnen und Dichter waren noch ganz in der idyllischen Heimatdichtung verhaftet. Sie priesen Landschaft, Menschenschlag und die Liebe zum Baselbiet.

Der bäuerliche Alltag, die Jahreszeiten und das Dorf bildeten den Rahmen dieser Dichtungen. Andererseits gab es aber in dieser Zeit des Übergangs auch Autorinnen und Autoren, die den Einbruch der Moderne in die bäuerliche Welt thematisierten.

Helene Bossert
Legende: In «Vogelfrei» verarbeitete Bossert ihre Erlebnisse: «Z Russland gsi, z Russland gsi, so, die mache mer jetz hii ...» personenlexikon.bl.ch

Eine Dichterin wird geächtet

Eine von ihnen war Helene Bossert (1907-1999). Sie begann mit Idyllen. 1953 organisierte sie jedoch eine internationale Frauenreise in die Sowjetunion und wurde im hysterischen Klima des Kalten Krieges geächtet.

Bossert wurde de facto mit einem Publikationsverbot belegt. So wurde sie zu einer feministisch-pazifistischen Dichterin, die Krieg, Frauendiskriminierung und soziale Ungerechtigkeit anprangerte.

Immerhin hat Helene Bossert ihre Rehabilitation noch erlebt. Sie bekam in den 1980er-Jahren den Baselbieter Literaturpreis und konnte in den 1980er- und 1990er-Jahren auch immer wieder am Radio auftreten.

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