Der nigerianische Schriftsteller Chinua Achebe ist tot. Er starb nach Angaben seiner Agentur nach kurzer Krankheit in den USA im Alter von 82 Jahren. Seit einem schweren Verkehrsunfall im Jahr 1990 war der Nigerianer an den Rollstuhl gefesselt. Damals siedelte er in die USA über.
Wichtige Stimme Afrikas
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Achebe war ein Wanderer zwischen zwei Welten: Er studierte und lehrte in Nigeria, England und den USA. In seinen Büchern schöpfte er aus den Traditionen Afrikas: Achebe gilt als «Vater der modernen Literatur Afrikas». In seiner Karriere hat er mehr als 20 Bücher geschrieben. Seine Reden, Romane und Essays beinhalteten oft politische Themen und übten Kritik an korrupten afrikanischen Herrschern.
Meilenstein der Weltliteratur
Als Nigeria 1960 von Grossbritannien in die Unabhängigkeit entlassen wurde, war der Sohn eines evangelischen Geistlichen gerade 30 Jahre alt.
Mit dem 1958 veröffentlichten Roman «Okonkwo oder Das Alte stürzt» wurde Achebe auf einen Schlag berühmt. SRF-Literaturredaktor Felix Schneider bezeichnet das Werk gar als Meilenstein der Weltliteratur: «Das erste Mal erzählt ein Afrikaner über Afrika und nicht ein Europäer.» In dem Buch beschreibt Achebe die Igbo-Kultur, der er selber angehört, und legt die Hintergründe ihres Untergangs im Kolonialismus dar.
Kolonialismus und Unabhängigkeit
Der Roman wurde in rund 50 Sprachen übersetzt und in mittlerweile zehn Millionen Exemplaren verkauft. Damit dürfte Achebe der meistgelesene afrikanische Schriftsteller des Postkolonialismus sein.
Achebes Antrieb lag darin, dem europäischen Afrika-Bild und der Überheblichkeit westlicher Darstellungen ein realistischeres Bild entgegenzusetzen. Dies scheint er mit seinem Werk erreicht zu haben - Der frühere südafrikanische Präsident Nelson Mandela urteilte einmal über ihn: «Achebe hat der Welt Afrika gebracht».
Mehr als ein Autor
Während des nigerianischen Bürgerkrieges 1967-1970 setzte sich Achebe für die Unabhängigkeit seiner Heimatregion ein. Daneben arbeitete er als Herausgeber mehrerer Literaturmagazine und war Leiter eines Kinderbuchverlags. Der vierfache Vater schrieb selbst Kinderbücher. Zudem amtete er als Präsident des nigerianischen Schriftstellerverbandes.
Zahlreiche Preise
Das Besondere an Achebes Schreibstil liegt laut SRF-Literaturredaktor Felix Schneider in der Art, wie er die mündliche Erzählweise ins Schriftliche bringt. Seine Texte begännen oft am Ende der Geschichte: erst die Pointe und dann zurück zum Anfang. Ein weiteres Merkmal sei die mit Sprichwörtern gespickte Sprache, wie es in der Igbo-Kultur gebräuchlich ist.
Chinua Achebe gewann für sein Schaffen zahlreiche Preise, darunter 2002 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Die Jury würdigte ihn als eine «der kräftigsten und zugleich subtilsten Stimmen Afrikas in der Literatur des 20. Jahrhunderts».