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Porträt von Dante Andrea Franzetti.
Legende: Dante Andrea Franzetti in Zürich im Dezember 2013. Keystone

Literatur Der Schriftsteller und Journalist Dante Andrea Franzetti ist tot

Dante Andrea Franzetti ist im Alter von erst 56 Jahren den Folgen einer Herzoperation erlegen. Franzetti bediente virtuos verschiedenste Genres wie Romane, Novellen, Essays und Erzählungen und pendelte leichtfüssig zwischen Journalismus und Schriftstellerei, sagt Literaturredaktorin Luzia Stettler.

Dante Andrea Franzetti wurde am 21. Dezember 1959 in Zürich als Sohn eines italienischen Einwanderers und einer Schweizerin geboren. Schon früh lernte er, sich zwischen Sprachen und Kulturen zu bewegen. Er studierte Germanistik, italienische Literatur und Soziologie.

Die Situation der Immigranten

Zunächst arbeitete Franzetti als Italienischlehrer an einem Gymnasium in Zürich. Nach dem Lehrerberuf wandte er sich dem Journalismus zu, den er auch neben seinem literarischen Schaffen noch pflegte, als Reporter und Italienkorrespondent.

«Dante Andrea Franzetti war jemand, der mit seiner Literatur durchaus etwas bewirkte: Zumindest öffnete er unseren Blick auf die Situation der Immigranten», sagt Literaturredaktorin Luzia Stettler. In den 1980er-Jahren gehörte Franzetti denn auch zu den Pionieren der sogenannten «Gastarbeiterliteratur».

Recherche und dichterischer Zugriff

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In seinem allerersten Erzählband «Der Grossvater» setzt der Enkel seine bruchstückhaften Erinnerungen an einen alten, einfachen Mann – wie ein Puzzle – zu einem Ganzen zusammen. Die Form der Erzählung sollte jene Form bleiben, in der Dante Andrea Franzetti literarisch am meisten überzeugte.

Für «Zurück nach Rom» wurde Dante Andrea Franzetti 2013 mit dem Schillerpreis der Zürcher Kantonalbank ausgezeichnet. Im Buch spürt der Autor den Widersprüchlichkeiten und Veränderungen der italienischen Hauptstadt nach. Die Jury lobte den Autor dafür, dass er sowohl Recherche wie dichterischen Zugriff beherrsche.

Provokativ und verspielt

«Dante Andrea Franzetti scheute nie die Provokation», so Luzia Stettler. Er schrieb auch mal ein freches Buch über seinen politischen Gegner, Roger Köppel. Gleichzeitig hatte er aber auch eine sehr verspielte, surreale Seite; die zeigte sich etwa im Geschichtenband «Das Bein ohne Mann», den er im Dialog mit dem Clown Pic verfasst hatte.

Seit 2014 betrieb er die Webseite Interessen.org , die er als offenes Forum für Kultur und Politik verstand.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 6.11.2015, 16:45 Uhr

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