Wie gehen Sie vor, wenn Sie ein Buch schreiben?
Die Recherche beginnt mit einer zentralen Idee. Bei «Cobra» habe ich zum Beispiel mal von etwas Interessantem gelesen, das in der Südafrikanischen Weinindustrie passiert ist. Ich habe dann begonnen, Leute zu finden, die viel über den Weinbau in Südafrika wissen, seine Geschichte, wie man den Wein vermarktet. Ich treffe diese Menschen und führe Interviews. Zu diesem Zeitpunkt ist noch weitgehend offen, was in dem Buch passieren wird, die Recherche ist sehr breit. Das erweitert die kreativen Möglichkeiten. Erst wenn ich die Story in meinem Kopf habe, beginne ich mit der detaillierteren Recherche.
Macht Ihnen diese Arbeit Spass?
Recherchieren ist für mich als ehemaliger Journalist nicht Arbeit sondern Vergnügen. Ich bin von Natur aus ein sehr neugieriger Mensch. Ich liebe es, Neues zu erfahren. Das Internet ist eine gute Quelle, aber ich bevorzuge den persönlichen Kontakt. So führe ich in der Recherche-Phase, die oft zwölf bis achtzehn Monate dauert, viele Interviews. Ich schaue mir jeden Ort mit eigenen Augen an, ich muss die Atmosphäre spüren, den Ort riechen. Zudem mache ich Fotos, auf die ich dann beim Schreiben zurückgreifen kann.
Warum ist Ihnen die Recherche so wichtig?
Glaubwürdigkeit ist mir sehr wichtig. Viele Polizisten lesen meine Romane, sie sollen merken, dass ich meine Hausaufgaben gemacht habe. Nicht alles, was ich beschreibe, muss «wahr» sein, aber glaubwürdig. Die Leserschaft ist heute viel besser informiert als früher. Dank dem Internet können Fakten überprüft werden. Deshalb muss ich als Autor jedes Detail genau prüfen. Natürlich benutze ich kein reales Haus als Tatort, das wäre unfair den Bewohnern gegenüber. Ich benutze eine fiktive Hausnummer, aber die Beschreibung der Umgebung, der Strasse ist präzis.
Was mögen Sie an Ihrer Hauptfigur, dem Polizisten Bennie Griessel?
Als ich Bennie erschuf, war er gar nicht als Hauptfigur gedacht. Ich brauchte eine Figur, die etwas Humor in ein düsteres Buch brachte. Beim Schreiben erwachte er zum Leben. Über Bennie zu schreiben macht Spass, weil er für mich als Autor so unberechenbar ist. Ich lasse ihn etwas machen und plötzlich übernimmt er die Führung. Sein Charakter setzt sich durch. Die Ermittlungen nehmen einen anderen Verlauf, die Story ändert sich. Bennie ist sehr menschlich. Er hat echte Fehler, echte Schwächen. Er kennt sie und will sie bekämpfen. Er ist einfach liebenswert, ich liebe ihn.
Aber sie machen sein Leben nicht gerade einfach: Er hat ein Alkohol-Problem und ein Erektionsproblem.
Das liegt in der Natur der Sache. Der Konflikt ist die Mutter der Spannung – ohne Konflikt keine Hochspannung. Und Konflikt zeigt sich unterschiedlich: Es gibt den offensichtlichen Konflikt zwischen Gut und Böse, zwischen Polizist und Gangster – aber richtig interessant wird es, wenn man die Konflikte einer Figur auslotet. Die Konflikte mit Kollegen, dem Umfeld, der Heimat. Konflikte mit Frau und Kindern, im Privatleben. Die inneren Konflikte, den Kampf dagegen. Das bereichert die Spannung und die Geschichte ungemein.
Würden Sie Bennie als Freund bezeichnen?
Ja, ich würde ihn gerne als Freund haben. Es wäre spannend, mit ihm Gespräche zu führen. Das Problem ist, dass er nicht über seine Arbeit spricht und das ist das, was mich interessieren würde. Aber ja, ich würde gerne Zeit mit ihm verbringen. Bennie ist mein allerbester Freund. Er ist Teil der Familie.