Am 14. Mai erscheint das neue Buch von Dan Brown mit dem Titel «Inferno». Im Vorfeld machte der deutsche Verlag Bastei-Lübbe ein grosses Geheimnis um den neuen Thriller und veranstaltete einen riesigen Hype.
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Bereits am 30. April schrieb der Verlag in einer Presse-Mail: «Die Spannung steigt: Nur noch 14 Tage bis sich das Geheimnis um das zurzeit bestbewachte Buch der Welt lüftet. Zählen Sie gemeinsam mit uns die Tage bis zur langersehnten Rückkehr von Dan Brown und seinem Helden Robert Langdon. Jeden Tag bis zum 14. Mai stellen wir ein neues Video online, welches die Spannung auf ‹Inferno› steigert.»
Mediale Aufmerksamkeit
Über den Inhalt wusste man vor Erscheinen des Buches nur wenig: Wie in den ersten drei Romanen geht es wieder um den Symbolforscher Robert Langdon. In Florenz wird er mit einer Verschwörungstheorie konfrontiert, die ihre Wurzeln in einem der berühmtesten Meisterwerke der Literatur hat, in Dantes «Göttlicher Komödie».
Vorab zu lesen gab es lediglich den Prolog und das erste Kapitel. Genau kalkuliert, mit einem Cliffhanger am Ende: «Sie überprüfte ihre schallgedämpfte Pistole und starrte hinauf zu Robert Langdons Fenster, hinter dem soeben die Lichter ausgegangen waren. Früher an diesem Abend war ihre ursprüngliche Mission total schiefgegangen. Das Gurren einer einzigen Taube hatte alles geändert. Sie war hier, um ihren Fehler zu korrigieren.» Die spärliche Inhaltsangabe zeigt: Hier geht es nicht in erster Linie um das Buch, sondern um die geballte mediale Aufmerksamkeit.
Übersetzer ohne Kontakt zur Aussenwelt
Das Buch erscheint weltweit gleichzeitig. Das schürt die Neugier. Und: Die Arbeit der Übersetzer unterlag strengster Geheimhaltung. Darüber berichten durfte nur die italienische Zeitschrift «TV Sorrisi e Canzoni»: Unter strenger Überwachung verbrachten die Übersetzer einige Wochen in einem unterirdischen Versteck, vor den Toren Mailands, im Verlagshaus Mondadori.
Jeglicher Kontakt zur Aussenwelt war ihnen untersagt. Ihre Computer waren versiegelt und an den Tischen festgeschraubt. Jede kleinste Bewegung wurde protokolliert: «Zigarettenpause», «kurzer Spaziergang», «Mahlzeit». Die elf Übersetzer durften nicht einmal den Grund verraten, weshalb sie sich in dem Versteck aufhielten.
Buchhandel reagiert gelassen
Der Chefredaktor der Zeitschrift «Schweizer Buchhandel», Carlo Bernasconi, sieht den Hype relativ gelassen: Vor allem die Grossbuchhandlungen und die Internetbuchhandlungen profitieren nach seinen Worten von «Inferno», denn sie können das Buch zu einem Rabatt anbieten. Das können die kleineren und mittleren Buchhandlungen nicht. Aber, so Bernasconi weiter, an diese Hypes habe man sich mittlerweile gewöhnt – und es gebe ja durchaus noch andere Bücher, mit denen man sein Geld verdienen könne.
Der Hype um Dan Browns neues Buch erinnert stark an den Hype um die Bücher von Joanne K. Rowling, der Harry-Potter-Autorin. Dan Brown hat zwar noch nicht deren weltweite Auflagen-Stärke erreicht, aber mit bis jetzt rund 150 Millionen verkauften Büchern gehört er zu den weltweit erfolgreichsten Autoren.
Die Verfilmung zweier seiner Werke mit Tom Hanks in der Hauptrolle hat rund 1,25 Milliarden Dollar eingespielt. Kein Wunder also, dass es viele gibt, die sich ein Stück vom Kuchen abschneiden wollen. Und deshalb kräftig mithelfen, den Hype auch um das neuste Buch anzukurbeln und am Laufen zu halten.