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Ein Stetoskop liegt auf Büchern
Legende: Die Autorinnen von «Die Romantherapie» sind überzeugt davon, dass Bücher heilen können. Colourbox

Literatur «Die Romantherapie» macht die Bibliothek zum Medizinschrank

Das Buch «Die Romantherapie» versteht sich als literarische Hausapotheke. Das Credo der Autorinnen: Literatur auf Rezept. Denn sie sind überzeugt, dass Bücher heilen können. Dennoch sind die medizinischen Hinweise nicht immer ganz ernst gemeint.

Ella Berthoud und Susan Elderkin haben in Cambridge Literatur studiert und sind praktizierende Bibliotherapeutinnen. Zusammen betreiben sie in der von Alain de Botton gegründeten «School of Life» in London einen Bibliotherapie-Service in Form von Klassen und Einzelunterricht. Ihren Patienten verschreiben sie belletristische Bücher auf Mass zugeschnitten. Bücher für alle Lebenslagen, die bereichern, inspirieren, heilen oder wenigstens Trost spenden. Ihre Erfahrungen aus der Praxis haben sie in ihr Buch «Die Romantherapie» einfliessen lassen.

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Bei der deutschsprachigen Ausgabe des englischen Originals von «Die Romantherapie», welche unter dem Titel «The Novel Cure. An A to Z of Literary Remedies» erschienen ist, hat Traudl Bünger mitgewirkt. Sie ist Programmredakteurin der lit.Cologne, Literaturkritikerin und Autorin.

Bücher können heilen

Die drei Autorinnen sind überzeugt, dass das gezielte Lesen von Büchern heilsam sein kann. So verstehen sie unter dem Begriff «Bibliotherapie» den «therapeutischen Einsatz von Literatur zur Behandlung aller Leiden, die das Leben so mit sich bringt».

Zwei Frauen in weissen Kitteln mit einem Buch stehen lachend vor einem Krankenwagen.
Legende: Susan Elderkin und Ella Berthoud (von links) betreiben Bibliotherapie – sie heilen mit Büchern. The Novel Cure

Doch wie ernst ist es den Autorinnen wirklich mit ihrer «Romantherapie»? Denn vom Schluckauf bis zum Liebeskummer, vom Geburtstagsblues bis zur Trauer um einen geliebten Menschen findet sich in ihrem literarischen Ratgeber von A bis Z für fast alles ein Rezept. Und zwar in Form eines mehr oder weniger ernst gemeinten Kommentars, der mit Buchempfehlungen angereichert wird.

Abschied und Eierflecken

Beispielsweise findet sich als erster Eintrag unter A «Abschied». Auf eineinhalb Seiten legen die Autorinnen dar, dass Abschiede furchtbar sind, dass es aber ein Leben ohne Abschied nicht gibt. Darum ihre Empfehlung: «Stellen Sie sich dem Abschied, nehmen Sie ihn an – und Friederike Mayröckers ‹Die Abschiede› zur Hand.» Die Autorinnen versuchen anhand dieses Buchtipps darzulegen, dass dem grössten Glück der Abschied immer schon eingeschrieben ist und wir uns daher darin üben sollen, jeden Augenblick so bewusst als möglich zu geniessen.

Das klingt ernsthaft. Doch es gibt auch scherzhafte Einträge, wie beispielsweise jenen Eintrag unter dem Stichwort: «Ei auf der Krawatte». Das Rezept dagegen: «Zeit der Sinnlichkeit» von Rose Tremain. Darin erfährt ein Nichtsnutz grosse Gefälligkeiten vom König – trotz gelbem Eifleck auf der Hose. Und die Botschaft der Geschichte: «Die Neigung zu Essensflecken auf der Kleidung muss nicht immer von Nachteil sein. Sie müssen nur den richtigen Kontext wählen.»

Buchhinweis

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Ella Berthoud und Susan Elderkin mit Traudl Bünger: «Die Romantherapie – 253 Bücher für ein besseres Leben». Insel, 2013.

Doch bei wirklich gravierenden Leiden formulieren die Autorinnen ihre Kommentare äusserst vorsichtig und mit psychologischem Einfühlungsvermögen. Und stellen dabei klar fest: Es gibt Leiden und Krankheiten, die nicht mit Bibliotherapie geheilt werden können, bei denen der Gang zum Arzt unausweichlich ist.

Liebeserklärung ans Lesen

Dieser Mix aus ernsten und scherzhaften Einträgen, Kommentaren und Buchempfehlungen macht deutlich: Achtung – Selbstherapie nur unter Vorbehalt. Vielmehr ist «Die Romantherapie» ein Buch zum Blättern und verweilen. Ein Buch, das anregt und inspiriert. Eine Liebeserklärung ans Lesen. An das, was ein gutes Buch in uns auszulösen vermag, ungeachtet eines therapeutischen Anspruchs. Darum auch der Untertitel «253 Bücher für ein besseres Leben». Das kann nur mit einem Augenzwinkern gemeint sein.

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