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Literatur Ein Bildband zeigt, was Agenten sehen

Auch wenn der Begriff «Überwachung» derzeit in aller Munde ist – was Überwacher bei ihrer Tätigkeit sehen, ist weitgehend unbekannt. Das Fotobuch «Top Secret» des deutschen Künstlers Simon Menner publiziert jetzt historische Fotodokumente zur Tätigkeit des ostdeutschen Geheimdienstes.

Lustig ist das Agentenleben. Zumindest einige Fotos, die Simon Menner aus den Archiven der Staatssicherheit ausgewählt und publiziert hat, gewähren amüsante Einblicke. Etwa Bilder aus Schulungsunterlagen der Stasi. Künftige Agenten werden eingeweiht in die hundert besten Tricks und Kniffe.

Verkleidungs-Seminar für Agenten

Dazu gehört das richtige Ankleben falscher Schnäuze ebenso wie die richtige Verkleidung, um unauffällig als westdeutscher Tourist (mit Plastiktüte oder Fotoapparat behängt) oder als ostdeutscher Arbeiter (mit Blaumann) durchzugehen. So witzig diese Fotos aus den 80er-Jahren wirken, sie haben einen ernsten Hintergrund.

Denn neben Schulungsmaterialien sind auch Dokumente zu einzelnen Vorgängen zu sehen: überwachte Briefkästen oder Botschaften. Wer einen Brief einwirft, wer die Botschaft verlässt, ist verdächtig und wird geknipst. Fotos besassen als Mittel der Spionage in der DDR einen wichtigen Stellenwert.

Beunruhigend banal

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Aus den Aktenbeständen der Staatssicherheit sind nun rund 160 Bilder publiziert. Ziemlich handfest belegen diese, was Überwachung heisst und was die Überwacher sehen. Zerknüllte Betten, mit einem Pfeil markierte Menschen, die auf einer Rennbahn ein Velorennen verfolgen, ein Mann von hinten auf einer menschenleeren Strasse in einem gottverlassenen Dorf.

Ziemlich banal ist, was die Überwacher sehen, auch das kann eine Erkenntnis sein. Banal und offen für Interpretationen jedweder Art. Alles wird bedeutsam. Diese Bilder, sagt Simon Menner, könnten in jede Richtung instrumentalisiert werden und das passiere auch.

Keine Bilder westlicher Geheimdienste

Buchhinweis

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«Top Secret. Bilder aus den Archiven der Staatssicherheit», Text und Gestaltung von Simon Menner, 2013.

Zu sehen sind diese historischen Dokumente der Überwachung wohl nur, weil sie aus den Archiven eines untergegangenen Geheimdienstes stammen.

Simon Menner bemühte sich auch um ähnliche Bilder aus der gleichen Epoche, aber aus den Archiven des weiterhin existierenden westdeutschen Geheimdienstes – und scheiterte. Das sei trotz langer und intensiver Bemühungen nicht möglich gewesen, so der Künstler.

Mit dieser Lücke weist das Fotobuch, so historisch sein Material ist, auch in die Gegenwart. Denn keiner und keine ist vor Überwachung sicher, das haben die Enthüllungen des Whistleblowers Edward Snowden in den letzten Wochen gezeigt. Und dass unsere potentiellen Überwacher nicht gerade für vorbehaltslose Transparenz oder die widerholte demokratische Legitimierung ihres Tuns zu gewinnen sind, wird auch dadurch deutlich, dass im Fotobuch „Top Secret“ kein westdeutsches Geheimdienst-Material zu sehen ist.

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