Montricher ist ein winziger Ort im Waadtländer Jura. Ein Gebäude, etwas abseits vom Dorf, übersieht man sicher nicht: Es ist die «Maison de l'Ecriture», ein kleines Paradies für Bibliophile, ein Schloss für Bücher. Gestiftet von Vera Michalski-Hoffmann, einer Roche-Erbin.
Den imposanten Bau hat das Architekturbüro Mangeat Wahlen entworfen. Die «Maison de l'Ecriture» besteht aus mehreren Gebäuden, umgeben von rund 100 schmalen Säulen. Diese baumartigen Säulen tragen eine Dach-Konstruktion, die kunstvoll durchlöchert ist und organisch wirkende Schatten wirft.
Zwischen und in die waldähnlichen Säulen sollen bis ins Jahr 2015 noch kleine Häuser, gebaut werden – die sogenannten «Cabins» für insgesamt fünf Schriftstellerinnen und Schriftsteller, damit diese dort als «Writers in Residence» leben und arbeiten können. Gemäss Vera Michalski-Hoffmann haben sich bisher rund 100 Autorinnen und Autoren aus aller Welt auf die Atelier-Stipendien in den «Cabins» beworben.
Platz für 80'000 Bücher
Bereits heute beherbergt die «Maison» einen Ausstellungsraum und eine kleine Bühne für Lesungen und Theateraufführungen. Herzstück ist aber klar die Bibliothek. «Die Weltliteratur des 20. und 21. Jahrhunderts soll in diesen Regalen stehen, in Originalsprache und Übersetzung», erklärt Michalski-Hoffmann. 80‘000 Werke haben in den Regalen Platz. Bisher zählt die Bibliothek rund 30‘000 Bücher, betreut wird sie von zwei Bibliothekaren.
Die beiden hauseigenen Bibliothekare arbeiten zusammen mit Buchhandlungen, anderen Bibliotheken und Literaturprofessoren aus aller Welt. Türkische, französische, polnische und skandinavische Literatur sowie Werke aus Paraguay, den USA, China, Japan und dem deutschen sowie französischen Sprachraum haben ihren festen Platz in den Räumen auf vier Stockwerken.
Die ganze Welt zu Besuch in Montricher
Die ganze Welt ist quasi zu Besuch in der «Maison» in diesem kleinen Dorf. Eine neue Erfahrung für die Bewohner von Montricher, die dem imposanten Neubau zu Beginn etwas misstrauisch gegenüberstanden, sagt Michalski.
Deshalb habe sie für die Einheimischen kürzlich die Tore geöffnet. «2000 Leute kamen an den Tag der offenen Tür, das ist nicht schlecht für ein Dorf mit rund 850 Einwohnern», sagt sie lächelnd.