Ein Toter liegt im Hof der Genossenschafts-Siedlung «Moorgarten». Niemand hat gesehen, was passiert ist. Und trotzdem scheint alles klar: Zwei Saufbrüder sind sich in die Haare geraten. Einer schlägt dem anderen eine Weinflasche über den Schädel und tötet ihn. Nur Hauswart Edi Zingg glaubt nicht an diese Version.
Die Multikulti-Siedlung
Edi Zingg ist der Abwart im «Moorgarten», einer traditionellen Genossenschafts-Siedlung am Stadtrand von Zürich. Die Wohnungen wurden erst kürzlich renoviert. Attraktiv sind vor allem die aussen angehängten Balkone.
Auch die Mieterschaft haben sich mit der Zeit gewandelt. Früher lebten Arbeiterfamilien in der Siedlung. Seit der Renovation – und auch wegen der Verknappung von günstigem Wohnraum in der nahen Stadt – wohnen heute neben Schweizer Mutter-Vater-zwei-Kinder-Familien, auch deutsche Akademikerpaare und Ausländerfamilien im «Moorgarten».
Gewöhnlich und doch ungewöhnlich
Der Mord in der Nachbarschaft bringt das Leben der Bewohner durcheinander. Auch der gute Ruf der Siedlung scheint ruiniert. Edi Zingg, der beliebte Abwart und gute Geist der Überbauung, unternimmt alles, um wieder Ruhe und Ordnung in die Siedlung zu bringen. Und schliesslich findet er den richtigen Mörder.
«Mordgarten» ist ein ganz gewöhnlicher Krimi. Es geht darum, einen Mordfall aufzuklären und den Mörder zu finden. Eher ungewöhnlich ist die Entstehungsgeschichte. Das Buch wurde von den Wohnbau-Genossenschaften Schweiz in Auftrag gegeben.
Der Genossenschafts-Krimi
Es braucht keine Werbung für die begehrten Genossenschafts-Wohnungen. Interessierte stehen oft jahrelang auf der Warteliste. Es gehe vielmehr darum, die andere Qualität des Zusammenlebens zu zeigen, erklärt Rebecca Omoregie, Marketing- und Kommunikationsverantwortliche bei den Baugenossenschaften Schweiz. Und mit einem Krimi könne man auf originelle Art und mit einem Augenzwinkern auf ihre Leistungen und Anliegen aufmerksam machen.
Krimi-Autor Stephan Pörtner hat es sich gut überlegt, ob er ein ganzes Buch auf Auftrag schreiben soll. Er hat zugesagt, weil ihm das Thema nicht völlig fremd war und weil ihn der Schauplatz interessierte. In diesen Überbauungen, diesen kleinen abgeschlossenen Welten, spiele das ganze Leben, findet er. Da sei viel Stoff für eine gute Kriminalgeschichte.
Wenige Vorgaben, gutes Resultat
Es gab nur wenige Vorgaben für Pörtner, er wurde gebrieft und mit Informationen gefüttert. Dann liess man ihm ziemlich freie Hand. Rebecca Omoregie ist zufrieden mit dem Resultat. Der Krimi sei keine PR-Geschichte, beschreibe keine heile Welt, finden beide, Pörtner und Omoregie. Alles sei sehr realistisch.
Eine heile Welt wird zwar schon beschrieben, aber – von Stephan Pörtner geschickt gemacht – immer aus der Sicht des umtriebigen Abwarts, der «seine» Siedlung immer etwas idealisiert und sich mit seiner Arbeit teilweise überidentifiziert.
Sympathisch, aber nicht sexy
Stephan Pörtner ist bekannt für seine Krimis mit dem Antihelden Köbi Robert. Sie wurden ausgezeichnet und als «urbane Heimatromane» gelobt. Auch Abwart Edi Zingg ist ein Antiheld und kein klassischer Ermittler. Wie Köbi folgt auch Edi seinem Gespür und merkt, wenn etwas nicht stimmen kann.
In «Mordgarten» gibt es auch noch eine verzwickte Liebesgeschichte. Edi Zingg steht auf Sandra Brunner, die Dorfpolizistin. Sie sagt ihm aber: «Ach, du bist immer so nett und verständnisvoll. Das macht dich nicht unbedingt sexy.» Seine Antwort: «Ich verstehe.»
Und: Stephan Pörtner steht auch auf Sandra. Das müsse man als Autor. Man müsse sich in die gleiche Frau verlieben, damit man seinen Helden und dessen Liebesleben verstehe.