Wer «Das Schiff des Theseus» – oder «S.», wie es eigentlich heisst – aufschlägt, dem fallen sofort mehrere Dinge in die Hände. Beim Blättern durch die dicken, alt wirkenden Seiten lösen sich ein schwedisches Dokument heraus, ein seltsamer Kompass oder eine alte Fotografie. An den Seitenrändern ergänzen unzählige Notizen den Haupttext. Blau, rot und schwarz stehen sie da, vermitteln durch unterschiedliche Handschriften den Eindruck verschiedener Schreiber.
J. J. Abrams reizt alle Sinne
Auch der Tast- und der Geruchssinn werden angesprochen: Das Buch verströmt den Duft einer altehrwürdigen Bibliothek. Und auf den Seiten erzeugen Unebenheiten und Flecken den Eindruck unendlichen Alters. Auf dem Buchrücken erinnern Datumsstempel an die rechtzeitige Rückgabe in die Bibliothek, und ein Kleber ermahnt dazu, das Buch als fremdes Eigentum und folglich sorgsam zu behandeln.
Der «Star Wars»-Regisseur J.J. Abrams und der amerikanische Autor Doug Dorst haben mit «S.» die Möglichkeiten des Erzählens neu ausgemessen. Abrams, der als Regisseur von «Lost», «Alias», «Star Trek» und «Star Wars» berühmt wurde, lebt seine Liebe zu Rätseln und Zeitebenen sichtlich aus. Dass die Übersetzung dieses Werks eine Mammutaufgabe war, überrascht nicht: Ein ganzes Jahr hat sie gekostet.
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Die Jagd nach versteckten Codes
Drei Handlungsstränge verbinden sich zu diesem literarischen Experiment. Im ersten entfaltet sich der eigentliche Roman: Er handelt von Abenteuern, skurrilen Figuren und einer Reise um die Welt. Den zweiten bildet die fiktive Unterhaltung des Doktoranden Eric und der Studentin Jen. Auf den Seiten des Buches kommunizieren die beiden miteinander – ohne sich persönlich zu kennen.
Während sie sich näherkommen, entwickelt sich der dritte Handlungsstrang: Eric und Jen versuchen V.M. Straka, dem fiktiven und etwas zwielichtigen Autor des Romans, auf die Schliche zu kommen. Und um das Ganze noch vielschichtiger zu machen, sind die Seiten der Geschichte mit einem versteckten Code durchwoben, den es zu entschlüsseln gilt.
Eine Welt zwischen den Buchdeckeln
Wie in einer Schatzkiste lässt sich in diesem Gewirr von Geschichten immer wieder Neues entdecken. Dabei scheint die Konzentration auf eine einzelne Ebene nicht das Ziel. Das Buch verlockt den Leser vielmehr dazu, zwischen seinen Deckeln zu verweilen, sich seiner Welt und Logik hinzugeben. Und schenkt ihm damit einen literarischen Rückzugsort.