Katherine Mansfield lebte von 1888 bis 1923. Ein sehr früher Tod also, mit 34. Davor ein Leben, in dem sie schrieb. Und was sie schrieb, das fuhr ein in seiner prägnanten Leichtigkeit. Das war frech und frisch. Damals, in jenen frühen Jahren des 20. Jahrhunderts sowieso. Ein neuer Ton in der englischsprachigen Literatur. Und das von einer Frau.
Wie eine Karikaturistin zeichnet Mansfield Damen der viktorianischen Gesellschaft, selbstgefällige Deutsche bei Tisch in einem bayrischen Kurort oder traurige Barone aus uraltem Geschlecht. Sie beobachtet, kombiniert, komponiert. Erzählt Geschichten von Menschen in ihren Eitelkeiten, ihren Schwächen, ihren beschränkten Möglichkeiten.
Das Leben eines «enfant terrible»
Als Tochter eines Bankiers kommt Mansfield 1888 in Neuseeland zur Welt. Ihre Ausbildung geniesst sie selbstverständlich und standesgemäss in London. Vom Vater mit einer Apanage versehen, reist sie schliesslich durch Europa und lässt sich, nach einem kurzen Zwischenspiel zurück in ihrer Heimat, schliesslich in London nieder.
Dort lebt und schreibt sie, liebt Männer, liebt Frauen, wird schwanger, heiratet nicht den Vater, sondern überstürzt einen anderen, den sie aber bereits in der Hochzeitsnacht wieder verlässt. Das Kind verliert sie in einem bayrischen Kurort, wo sie es eigentlich diskret hätte zur Welt bringen sollen. Danach, noch einmal, eine nicht einfache Liebe. Dann Tuberkulose, dann Tod.
Dazwischen schreiben, schreiben, schreiben. Alles Versuche, so scheint es, für den grossen Roman, für den ihre Lebenszeit dann doch nicht mehr reicht. Geblieben sind Geschichten, die einen noch heute anspringen. Ihre gut 100 Jahre alten Texte lesen sich, als hätte sie grade jemand aufs Blatt geworfen. Es wundert nicht, dass Katherine Mansfield boomt.