Bevor wir auf das Erfolgsgeheimnis zu sprechen kommen, wollen wir «Silber»-Neulingen kurz erklären, worum es geht. Im Zentrum der Geschichte steht Liv. Sie ist ein junges Mädchen, das mit seiner Familie immer wieder umziehen und sich neuen Umständen anpassen musste. Liv ist dadurch mutig, offen und abenteuerlustig geworden. In London hat die 16-Jährige nun ihren Freundeskreis gefunden – und sie alle haben eine besondere Fähigkeit: Sie können in die Träume ihrer Mitmenschen eindringen.
Das ist aufregend, bringt aber auch Probleme mit sich. Liv und ihre Freunde werden vor wichtige Fragen gestellt: Wie weit darf man in die Privatsphäre der Mitmenschen eindringen? Wie viel soll man von sich selbst preisgeben? Was bedeutet Privatsphäre überhaupt im Zeitalter von Internet und sozialen Medien? Und wie lebe ich mit den Folgen meiner Entscheidungen? Mit diesen Fragen muss sich auch die Leserschaft von «Silber» auseinandersetzen. Kerstin Gier ist damit eine brandaktuelle Geschichte gelungen.
Jugendliteratur soll ansprechen und unterhalten
Für sie selbst liegt das Erfolgsgeheimnis ihrer «Silber»-Trilogie in der Mischung aus Spannung, Romantik und Humor. Und darin, dass sie sich an ihre eigene Zeit als Teenager gut erinnern kann. «Ich glaube, das spürt man beim Lesen», sagt sie.
Aus diesem Grund schreibt Kerstin Gier nicht mit erhobenem Zeigefinger. Ihr ist vor allem wichtig, dass ihre Geschichten die Jugendlichen ansprechen, sie zum Lesen bringen und unterhalten. Auch wenn Kerstin Gier natürlich weiss, dass die Welt nicht einfach schön und heil ist, so möchte sie ihre Leser doch vor allem für das Schöne und auch für den Spass sensibilisieren. «Ich glaube, nur wenn Kinder Spass haben, können sie auch für eine bessere Welt kämpfen. Und wenn man ihnen immer nur eine traurige Welt präsentiert, die Realität so brutal aufbereitet, was sicher auch sein muss, dann sind sie deprimiert. Das möchte ich nicht. Ich möchte Kinder glücklich machen.»
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Nah an der Lebenswelt der Jugendlichen
Die Geschichten in der «Silber»-Trilogie spielen nicht in einer Parallelwelt, die Figuren machen auch keine Zeitreise. Sie haben zwar die Fähigkeit, in die Träume ihrer Mitmenschen einzudringen, aber abgesehen davon sind sie ganz normale Jugendliche, die sich mit der eigenen Persönlichkeit, der Beziehung zu Freunden und der ersten Liebe auseinandersetzen. Diese Nähe zur Lebenswelt der LeserInnen macht bestimmt auch einen Teil von Kerstin Giers Erfolgsgeheimnis aus. Und, dass sie mit ihren LeserInnen auf Augenhöhe kommuniziert.
Nach unserer gemeinsamen Tasse Kaffee hält Kerstin Gier eine Lesung. Sie bringt ihr Publikum zum Lachen und bekommt auf ihre Fragen spontane, interessierte und engagierte Antworten. Und als neutrale Beobachterin spürt man: Autorin und LeserInnen haben gemeinsam Spass an einer spannenden, humorvollen und romantischen Geschichte.
Sendung: Radio SRF 1, 19.11.2015, 14:15 Uhr.