Am 19. Februar 2015 wird ein Schriftsteller oder eine Schriftstellerin mit 40‘000 Franken für das Gesamtwerk geehrt. Was bedeutet es Ihrer Meinung nach, den Grand Prix Literatur zu bekommen?
Lukas Bärfuss: Es bedeutet, dass man ein Werk geschrieben hat, das eines solchen Preises würdig ist. Den Preis zu erhalten, das hat aber auch etwas Petrifizierendes, man wird zu einem Denkmal. Diese Kanonisierung macht immer ein bisschen Angst. Man fürchtet, dass man an Lebendigkeit verliert, die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln, nochmals etwas ganz anderes zu versuchen. Auf der anderen Seite ist der Preis natürlich ein grosses Lob und schmeichelt ungemein.
Sie möchten mit diesem Preis nicht geehrt werden?
Mit 43 Jahren bin ich noch ein bisschen jung für einen Grand Prix Literatur. Ich habe noch einiges vor. Da gibt es weit verdientere Autoren und Autorinnen in der Schweiz.
Sie haben vor ein paar Monaten den Schweizer Buchpreis gewonnen. Hat dieser Preis etwas verändert?
Das weiss ich noch nicht genau. Ich versuche, meine Person und mein Wohlergehen unabhängig von solchen Preisen zu gestalten, weil ich mich nicht allzu sehr abhängig machen möchte – obwohl ich weiss, dass Anerkennung äusserst wichtig ist für jeden Künstler.
Wie wichtig ist finanzielle Anerkennung für einen Schriftsteller? 30‘000 Franken, das ist nicht wenig.
Auch da habe ich immer versucht, mein Geschäftsmodell so zu gestalten, dass ich nicht auf solche Preise angewiesen bin. Man muss unterscheiden: Es gibt Förderungen und Preise. Für Förderungen kann man sich bewerben – die finde ich wichtig. Literaturpreise sind Geschenke. Wenn man sich davon abhängig macht, lebt man ziemlich gefährlich als Künstler.
Inwieweit ist ein Preis auch Motivation weiterzumachen? Und Gewissheit, dass das, was man schreibt, vom Publikum geschätzt wird?
Anerkennung ist absolut entscheidend. Man braucht Resonanz, eine öffentliche Diskussion, man schreibt ja – oder jedenfalls ich – um zu publizieren. Man ist darauf angewiesen, dass eine kritische Öffentlichkeit die eigenen Werke differenziert lesen und diskutieren kann. Ohne diese Öffentlichkeit macht das Schreiben eigentlich keinen Sinn.
Literaturpreise sind demnach doch wichtig für einen Schriftsteller?
Ich glaube, die Anerkennung ist eingebettet in eine ganze Kultur: Lesungen, Diskussionen in Bibliotheken und Universitäten, die Presse. Das ist alles miteinander verbunden. Dabei sind Literaturpreise zwar ein wichtiger Teil, aber eben nur ein Teil. Es ist nicht so, dass man schreibt, um einen Preis zu gewinnen.
Sendung: SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 19.2.2015, 17:40 Uhr.