Wer Caipirinha, schöne Körper und vor allem lebensfrohen Samba erwartet, sieht sich getäuscht. Aufs Klischee hat das Gastland Brasilien an der Frankfurter Buchmesse voll und ganz verzichtet. Aber so wohltuend dieser Verzicht ist, so unklar ist das, was stattdessen auf einen zukommt.
In erster Linie ist da Pappe. Pappe, die den ganzen Raum umgrenzt. Und das symbolisiert, wo Literatur normalerweise drauf ist: Papier. Freilich ist das nicht nur in Brasilien so – und denkt man an die starke orale Tradition dieses Landes, ist es schlicht das falsche Bild.
Ein Lesetisch und Fahrräder
Innerhalb der Pappe befinden sich Papp-Inseln, auf denen einige weitere Aspekte brasilianischer Kultur präsentiert werden: Da gibt einen grossen Lesetisch, der der Form eines Daches des brasilianischen Star-Architekten Oscar Niemeyer nachempfunden ist. Da gibt es Fahrräder, die für die Kultur der armen Bevölkerung Brasiliens stehen. Es gibt Hängematten mit Kopfhörern, die die Gemütlichkeit brasilianischer Lebensart darstellen.
Weil man das aber alles nicht selber erkennt, wird einem das schön auf Tafeln erklärt: Zumindest das, was das Konzept der Ausstellung betrifft. Aber nichts über die Literatur.
Das ist schade und eine verpasste Chance. Denn hier präsentiert sich nicht ein Land mit einer einzigartigen und reichen Literatur sondern eine Eventagentur. Und als Besucher wünscht man sich fast schon den Klischee-Samba zurück.