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In einem s/w-Bild sitzt eine 6-köpfige Familie vor einem für heutige Verhältnisse kleinen Fernseher.
Legende: Als Fernsehen noch ein Ereignis war: eine Familie versammelt vor dem TV, 1958. Wikimedia

Literatur Nick Hornbys neuer Roman ist Britcom pur

In seinem neuen Roman «Miss Blackpool» nimmt der britische Kultautor Nick Hornby englischen Sitcoms unter die Lupe. Das Buch einen Innenblick in das Unterhaltungsfernsehen der 1960er-Jahre. Am Beispiel einer fiktiven Comedy-Show. Und führt dabei auch die eigene Vergänglichkeit vor Augen.

Kaum zur Schönheitskönigin gekürt, gibt die Protagonistin im neuen Roman von Nick Hornby ihren Titel schon wieder ab. Um ja nicht in dem englischen Provinznest Blackpool versauern zu müssen. Denn im gleichnamigen Roman hat «Miss Blackpool», die schöne Barbara, Grosses vor. Sie will nach London gehen und ein Comedy-Star werden. Ganz nach dem Vorbild von Lucille Ball, die sie heissglühend verehrt. Jene Frau, die das Genre der Sitcom in den 1940er-Jahren in den USA quasi erfunden hat.

Die Fetzen fliegen

Und so wie die echte Lucille Ball wird Barbara aus Blackpool tatsächlich ein Star. Sie kann für eine Rolle vorsprechen und bekommt nicht nur den Job, sondern eine eigene Fernsehserie: «Barbara (and Jim)». Eine Comedy-Show um ein junges Ehepaar, das Abend für Abend die englischen Zuschauer zum Lachen bringt.

Buchhinweis

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Nick Hornby: «Miss Blackpool». KiWi-Verlag, 2014.

Nick Hornby erzählt in seinem Roman die Entstehungsgeschichte der fiktiven Fernsehserie «Barbara (and Jim)» von der ersten bis zur letzten Staffel. Und darüber hinaus. Er erzählt von den Leiden und Freuden der Autoren, der Darsteller und des Produzenten. Liebenswerte Figuren mit ganz eigenen Lebensgeschichten, die einem in Sitcom-Manier so richtig ans Herz wachsen. Zusammen sind sie ein wunderbares Team. Die Fetzen fliegen. Es wird improvisiert. Es wird geliebt, geheiratet und wieder geschieden.

Ein geschickt gesetzter Zeitsprung

Nick Hornby zeigt fundiert aus der Innen-Perspektive auf, was so eine Sitcom alles mit sich bringt. Wie sie das Leben der einzelnen Darsteller verändert. Und was bleibt, wenn es heisst: Mit «Barbara (and Jim)» ist jetzt definitiv wieder Schluss. Die letzte Staffel ist abgedreht. Die Darsteller können nach Hause gehen.

«Miss Blackpool» ist ein unterhaltsamer Roman, der im letzten Drittel an Ernsthaftigkeit zulegt. Geschickt setzt Nick Hornby dazu einen Zeitsprung ein: 40 Jahre später: Die Darsteller sind alt geworden. Sie treffen sich an einem Ehrenabend, an dem zum ersten Mal ihre Comedy-Show im Kino gezeigt wird.

Die Highlights im Leben sind rar

Es wird ihnen sogar ein Remake angeboten. Alle sind sofort dabei. Aus unterschiedlichen Beweggründen. Den einen fehlt es an Geld, den andern an Glamour. Und Barbara will nur eines: noch einmal mit ihren Freunden eine so gute Zeit haben wie damals, vor 40 Jahren, als sie alle jung und leidenschaftlich waren.

Nick Hornby führt mit diesem Romanausgang dem Leser auf leicht melancholische Art und Weise die eigene Vergänglichkeit vor Augen. Er erinnert daran, dass die guten Zeiten, die Highlights im Leben an einer Hand abzuzählen sind. Und dass man nie vergessen sollte, dass nicht Erfolg und Schönheit am längsten währen; sondern Freundschaft, Leidenschaft und die Liebe zu dem, was man tut.

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