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Philosoph Odo Marquard
Legende: Erachtet das Leben eher als Zumutung erachtet denn als mögliches Gelingen: Philosoph Odo Marquard. Justus-Liebig-Universität Giessen

Literatur Odo Marquard wirft einen philosophischen Blick auf das Altern

Der 85-jährige deutsche Philosoph Odo Marquard hat sich immer wieder mit dem Thema «Alter» beschäftigt. Er hat über Vorzüge und Nachteile des Alterns nachgedacht. Die entstandenen Texte waren über sein Gesamtwerk verstreut. Nun macht sie ein neuer Reclam-Band leicht zugänglich.

Odo Marquard ist ein wertkonservativer Philosoph. Er bekennt sich offen zum Liberalismus und zur Bürgerlichkeit. Dieser Denker verweigert sich revolutionärem Utopismus und fundamentaler Gesellschaftskritik. Gerade die existenzielle Grenzerfahrung der Sterblichkeit hat Marquard in dieser Grundhaltung bestärkt. Insbesondere das Alter erlaube es dem Menschen, «Wirklichkeit so wahrzunehmen, wie sie ist» argumentiert der Philosoph. Jeder Mensch sei der Zukunftsverminderung unterworfen, ergänzt Marquard. Für ihn selbst ist das Alter «beschwerlich», ohne Aussicht auf Besserung. Also: «mehr Ende als Ziel».

Beinahe existenzialistische Haltung 

Es mutet schon fast existenzialistisch an, wenn Marquard das Leben insgesamt eher als Zumutung erachtet, denn als mögliches Gelingen. Das Alter öffne einem nämlich die Augen für diese desillusionierende Sicht auf die endliche menschliche Existenz. Mit dem Tod als letzte Vergeblichkeit aller Mühen. Man könnte mit Marquard folgern, dass uns erst das Alter unerbittlich lehre, wie vergänglich der Mensch sei. Der Philosoph sagt dazu: Jedermanns gewisse Zukunft sei der Tod. Er fasst es zusammen in der Formel: «Wir sind zum Tode.»

Zukunftsschwund

Odo Marquard besteht darauf, dass es zum Alter gehöre, über das Alter nachzudenken. Er nennt das Alter «Lebensperiode des Zukunftsschwunds.» Alte Menschen wissen, dass die Zeit eben nicht mehr endlos weiter gehe. Dies angesichts der endlichen Frist bis zum Tod. Das scheint alles nicht so neu zu klingen. Es ist aber das Privileg der Älteren, immer wieder an diese einfache, aber für viele Menschen schwer zu ertragende Einsicht zu erinnern. Insbesondere, wenn man nicht religiös, sondern agnostisch oder atheistisch ausgerichtet ist.

Das Positive schwingt mit

Buchhinweis

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Odo Marquard: «Endlichkeitsphilosophisches. Über das Altern.», Hg.Franz Josef Wetz, Reclam, 2013.

Odo Marquard kann dem Alter durchaus auch Positives abgewinnen. Der Vorteil des Alters sei, sagt er, dass man als alter Mensch ungehemmt reden und schreiben könne, was man denke und wonach einem der Sinn stehe. Alte Menschen «können also schamlos offen sein», wie Odo Marquard einmal in einem Vortrag versicherte.

In diesem Reclam-Band findet sich auch ein Interview des Herausgebers Franz Josef Wetz mit dem heute 85 Jahre alten Odo Marquard. Da spricht der Philosoph nochmals rückblickend über Schatten- und Sonnenseiten des Alters. Auf Wetz‘ Frage: «Haben sie Angst vor dem Sterben?» antwortete der betagte Philosoph entwaffnend und erfrischend offen: «Ja, ich habe Angst vor dem Sterben, weil das ausgesprochen unangenehm werden könnte.»

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