Viele Literaten sind in Olten aufgewachsen oder leben hier. Die Stadt hat seine eigene literarische Gruppe. Und der einst international bekannte Walter Verlag holte bis in die 90er-Jahre bedeutende Autorinnen nach Olten. Bei so viel Literatur in einer Kleinstadt ist es denn nicht erstaunlich, dass sie auch selbst immer wieder Gegenstand literarischer Betrachtungen ist.
Eine Oltner Katze wird zu literarischen Figur
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Das prominenste Beispiel, in dem Olten als literarischer Schausplatz dient, ist der Kolumnenband «Der König von Olten» mit Kleinstadtgeschichten von Alex Capus. Darin spielt ein Kater namens Toulouse die Hauptrolle. Toulouse, der seinen Namen von «Du Luuser du» hat, streift durch die Oltner Altstadtgassen – im Bewusstsein, der wahre König von Olten zu sein. Doch dieser Kater ist nicht nur eine fiktionalisierte, literarische Figur. Es gibt in auch in Wirklichkeit. Die Folge: Schon viele Literatur- und Katzenbegeisterte sind nach Olten gepilgert, um dem Kater in Echt begegnen zu können.
Olten, das Jammertal
Zum literarischen Schauplatz wird die Kleinstadt bei Otto F. Walter. Hier kommt sie aber nicht gut weg. Der bedeutende Schweizer Autor, der in den 60er-, 70er-Jahren mit seinen Romanen grosse Beachtung gefunden hat, bezeichnet in seinem Erstlingsroman «Der Stumme» Olten als «Jammers». Für ihn ist die Stadt eine Art Jammertal, das seine belastende Beziehung zu seinem Vater widerspiegelt. Eine Beziehung, die sich in den darauffolgenden Jahren wohl noch verschärft haben muss. Erinnert sei hier an sein unschönes Ausscheiden als Programmleiter für Literatur aus dem Walter Verlag, dem Verlag seines Vaters.
Urs Widmer hat unter Sohn Otto F. Walter damals ebenfalls im Verlag gearbeitet. Er erinnert sich an diese Episode in seinem letzten autobiografischen Werk «Reise an den Rand des Universums». Er beschreibt seine Zeit als Verlagslektor im Walter Verlag und die Hintergründe, die zum Eklat führten: Junior Otto F. Walter liess Ernst Jandls «Laut und Luise» drucken. Ein Buch, das damals als blasphemisch galt. Der Verwaltungsrat wusste nichts davon. Als der Aufsichtsrat davon Wind bekam, musste Walter gehen. Er brachte damit das «Fass zum überlaufen», um Widmer zu zitieren. Widmer kündigte schliesslich soldarisch mit Walter.
Bichsel kehrte Olten früh den Rücken
Auch Peter Bichsel ist in Olten nie ganz glücklich geworden: Als er mit zwölf Jahren die Stadtbibliothek entdeckte, kehrte er der Stadt – zumindest mental – den Rücken zu. Er flüchtete in die Welt der Bücher. Dennoch macht der leidenschaftliche Zugfahrer Bichsel, der in Solothurn lebt, auch heute immer wieder in Olten Halt. Er stattet dem Bahnhofbuffet regelmässig einen Besuch ab.
Ein literarisches Liebesnest
Auch in Liebesgeschichten findet Olten seinen Platz. Franz Hohler siedelt in seinem Roman «Der neue Berg» eine Liebesaffäre in Olten an. Doris und Rolf treffen sich hier auf halbem Weg. Niemand weiss davon, niemand kennt die beiden. So wird das «Hotel Olten» zum perfekten Liebesnest.
Und auch in Alex Capus Roman «Glaubst Du, dass es Liebe war» beginnt in Olten eine ungewöhnliche Liebesgeschichte. Ungewöhnlich darum, weil Harry Widmer junior, nicht nur vor seinen Gläubigern – den «Sauhunden» aus dem Rathskeller – die Flucht ergreift, sondern auch vor seinen väterlichen Pflichten.
Ob die Literaten Olten nun lieben oder nicht. Die Stadt inspiriert. Ob als Schauplatz oder als Ort der Schreibens.