An einem sonnigen Septembertag kommt der Schweizer Eric in Paris an. Zum ersten Mal nach drei Jahrzehnten ist er wieder dort, wo er im Winter 1971 eine riesen Enttäuschung erlebte. Seine Verlobte Claudine, die zum Studium in die französische Metropole gezogen war, gab ihm gleich bei seiner Ankunft kurzerhand den Laufpass. Eines anderen wegen.
Nun, beim Besuch seines alten Freundes, überfällt ihn machtvoll die Erinnerung an jenes Leid. Eric schreitet die damals begangenen Wege erneut ab und durchlebt nochmals intensiv, was ihm damals widerfahren ist. Es reift eine Art Versöhnung mit seinem Geschick. Und am Ende kommt es, fragil und ergebnisoffen, zu einer Wiederbegegnung mit der einstigen Geliebten, die gleichfalls in die Stadt zurückgekehrt ist.
Einer der schönsten Texte von Faes
Urs Faes bündelt in diesem kompakten Text alle seine seit langem erprobten Fähigkeiten. Sein subtiles, stimmungsvolles Schreiben verknüpft genaue Beschreibungen der Aussenwelt kunstvoll-beiläufig mit der Darstellung der Innenwelt seiner Protagonisten.
Behutsam und zart, zugleich strichsicher und ohne ein Wort zuviel, gelingt es Faes, das scheinbar banale Geschehen auf einer existentiellen Ebene zu verhandeln. So ist «Paris. Eine Liebe» trotz des klischeeverdächtigen Titels zu einem der schönsten Texte dieses Autors geworden: klug, suggestiv und unangestrengt. Erics Reflexion über Leben und Erinnerung mündet in folgende bedenkenswerte Sätze, die an Max Frisch erinnern: