Sechs Jahre sind vergangen, seitdem sich Marko und Marija kennengelernt haben. Doch ihre Beziehung ist in der Krise. So wie Serbien, das Land in dem sie leben. Denn noch immer überschattet der ehemalige Krieg den serbischen Alltag. Die Politiker sind korrupt, die Wirtschaft liegt am Boden, die Menschen haben resigniert.
Marija hat auch resigniert: «Wäre ich doch nur wie Kristina vor sechs Jahren ausgewandert, als sie einen noch umbrachten, der anders war, der Hoffnungen geweckt hat, es könnte sich etwas verändern.»
Gemeint ist hier der Mord an Zoran Đinđić 2003. Er war damals serbischer Ministerpräsident. Ein Intellektueller, der das Land in eine bessere Zukunft führen wollte.
In Wien laufen die Fäden zusammen
Der Roman «Bonavia» ist der Versuch, am Beispiel dreier Menschen aufzuzeigen, was für Lebensrealitäten in Serbien nach dem Krieg möglich waren und immer noch sind: Resignieren und ausharren wie Marija. Resignieren und auswandern wie Kristina – oder: Gegen das politische System anschreiben und reisen wie Marko.
Marko ist Schriftsteller. Das ist sein Privileg. Schreiben kann er überall. Ob am Schreibtisch in Budapest, in Belgrad oder in Wien, es spielt für ihn keine Rolle. Hauptsache, er fühlt sich frei. Doch das belastet Marija. Marko will und kann sich auf nichts festlegen. Auch nicht auf sie. So kommt es zum Streit. Marko verlässt Belgrad und reist nach Wien.
Geschickt führt Velikić schliesslich in Wien alle Fäden zusammen. Die Stadt ist gleichsam Kreuzpunkt der Lebenswege von Marko, Marija und Kristina. Ein Ort, an dem Rückschau gehalten wird. Und schliesslich der Ort, an dem Marko realisiert: Nicht Serbien bedeutet für ihn Heimat, sondern Heimat ist für ihn die Familie.