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Portrait Beck mit Kopfhörern.
Legende: Hörspiel mag er besonders, da gebe es keine «Standesunterschiede», es zähle nur die Stimme. Oscar Alessio / SRF

Literatur Rufus Beck: Von «Harry Potter» zum «Pilgrim»

Vom deutschen «Harry Potter» Hörbuch hat er vier Millionen Stück verkauft. Mit der Autorin Joanne K. Rowling war er auf Lesereise. Sie war so beeindruckt, dass sie eine Figur nach ihm benannte. Jetzt spricht Beck den William Palmer, alias «Pilgrim», die Hauptrolle im gleichnamigen Hörspiel auf SRF.

Im Internet kursiert die Geschichte, Rowling habe in «Harry Potter» eine Figur nach Rufus Beck benannt. Im Telefoninterview danach gefragt, muss Beck schallend lachen. Dann sagt er: «Nö, davon weiss ich nichts, ... obwohl ... das kann schon sein ...».

Zur Person

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Rufus Beck ist Theater- und Filmschauspieler («Der bewegte Mann», »Die wilden Kerle»), Regisseur und Synchronsprecher. Er hat unzählige Hörbücher eingelesen – von «Harry Potter» über Kafka bis «Momo», «Fahrenheit 451» und «Der geheime Schlüssel zum Universum» von Stephen Hawking.

Denn: Damals, 1999, hatte er schon einige Harry-Potter-Bücher eingelesen und irgendjemand kam auf die Idee, man könne das doch auch live machen. Die Idee war, die Autorin komme angeflogen, lese und Rufus Beck lese das Ganze nochmal auf Deutsch. Das war keine wirklich gute Idee. Und es kam alles anders.

Joanne K. Rowling wurde kreideweiss

Beck, als alter Theatermensch, hatte ein paar schlaflose Nächte, und dann die Idee: Er nahm sich die ersten drei oder vier Bände vor und machte daraus eine «Strichfassung», wie man im Theater sagt. Gefühlte dreitausend Seiten strich er auf knapp 80 Minuten zusammen. Er hatte aber noch eine andere Idee: Damit die Zuhörer sich nicht zweimal dasselbe anhören müssen, wenn auch in zwei unterschiedlichen Sprachen, sah sein Konzept so aus: Joanne K. Rowling liest nur den Harry und zwar auf Englisch. Er selber liest alle anderen Figuren auf Deutsch. Bescheidenheit ist anders. Aber egal. So war's gedacht.

Das Hörspiel «Pilgrim» kaufen

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Die unglaublichen Abenteuer des William Palmer sind als CD hier oder als Download hier erhältlich.

Mehrmals versuchte er Rowling telefonisch zu erreichen. Vergebens. Am Tag der ersten Vorstellung begegnen sie sich, kurz vor dem Auftritt. Nie zuvor haben sie sich gesehen, nie gesprochen. Beck erzählt Rowling von der Idee und drückt ihr ein Textbuch in die Hand. Das hat die berühmten Striche und er hat ihr ihren Text mit gelbem Textmarker versehen. Heute sagt Beck, sie sei kreideweiss geworden. Er wisse auch nicht mehr, was ihn da geritten habe. «Ich meine, ich gebe einer Autorin ihren gekürzten Text! Und ihre Rolle gleich mit dazu! Sie hat leer geschluckt. Sie ist sehr britisch, Understatement, gut erzogen. Sie hat es gemacht. Vielleicht hat ja auch geholfen, dass ich vier Millionen Exemplare vom Hörbuch im deutschsprachigen Raum verkauft habe. Das hat mächtig geklingelt in ihrem Portemonnaie». Beck lacht.

Sie haben es einmal ausprobiert und dann nicht mehr geändert. Neun Tage waren sie unterwegs. Sie haben in Hallen mit mehr als 1000 Zuschauern gelesen. Das Geniale: Da waren viele Kinder, die noch kein Englisch konnten, aber durch die Zweisprachigkeit konnten alle folgen. Es wurde ein Riesenerfolg. Rowling war glücklich. Beck hat dadurch die szenischen Lesungen für sich entdeckt. Dafür sei er dankbar.

Von «Potter» zu «Pilgrim»

Gerade war er in Zürich und hat die Hauptrolle im neuen Hörspiel von SRF gelesen: William Palmer alias «Pilgrim». Er möge Hörspiele ungemein, die Arbeit mit Kollegen im Studio. Und diesen «Pilgrim» möge er, die Figur, den ganzen Kosmos dahinter: Dieser ewige Wanderer ist im Jahr 1181 verflucht worden. Und zur Strafe hat er was bekommen? Ewiges Leben.

Was auf den ersten Blick wie ein schlechter Witz erscheint, wird beim näheren Hinsehen tatsächlich zur Strafe. Wie lebt man in der Ewigkeit? Wenn alles seinen Wert verliert, weil es immer weitergehen wird, egal, was da auch kommen mag.

Dieser Pilgrim ist eine faszinierend-rätselhafte Figur mit einem aussergewöhnlichen Schicksal. Er hat eine Geschichte, die vom 12. Jahrhundert bis ins Jetzt reicht, eine plötzliche Gleichzeitigkeit von Mittelalter und hochtechnisierter Gegenwart. Keine leichte Aufgabe für einen darstellenden Sprecher wie Rufus Beck.

Wie spielt man Unsterblichkeit?

Im Radiointerview hat ihn Lukas Holliger gefragt: Wie spielt man Unsterblichkeit? Die Frage ist der Auftakt zu einem Gespräch über Ewigkeit, über andere Welten als die materielle.

Über die Macht der Liebe und den Sinn des Lebens. Über Erinnerungen an Kindertage: an die Zeit, als das Phantastische noch die Tage regierte und nicht nur die Nächte.

Ein 20-minütiges Gespräch über die ganz grossen Themen aus «Pilgrim», voller magischer Momente. Wenn Lukas Holliger zu Rufus Beck sagt, dass ihn seine Stimme überdauern werde, dann muss man die Reaktion einfach gehört haben.

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