Frech ist das Sams – und unübersehbar. Es hat einen roten Wuschelkopf, einen kugelrunden Bauch und eine Nase, die an eine Steckdose erinnert. Es steckt immer in einem Taucheranzug und liebt das spitzfindige Spiel mit Worten – wenn es denn nicht gerade Würstchen isst. Und dann sind da noch seine blauen Punkte im Gesicht. Mit denen kann es Wünsche erfüllen.
Schwere Kindheit
Das Sams ist die bekannteste Figur des 78-jährigen Autors Paul Maar. Einiges, das der Deutsche erlebt hat, findet sich in seinen Büchern wieder. Auch in den Bänden rund ums Sams. Da gibt es den arbeitsamen und scheuen Herr Taschenbier – laut Paul Maar ist er vom Buchhalter seines Vaters inspiriert. Oder die resolute Frau Rotkohl: Sie ist den Hausmädchen nachempfunden, mit denen Paul Maar am Anfang seiner Kindheit viel Zeit verbrachte. Denn Paul Maars Mutter starb früh, bis zur Wiederheirat seines Vaters sorgten Hausangestellte für den Jungen.
Doch entscheidend für Maars späteren Werdegang war sein Grossvater. Bei ihm lebte er, als der Vater in Kriegsgefangenschaft war. Der Grossvater besass eine Gaststube, dort erzählte er gerne Geschichten. Dabei lernte sein Enkel das Erzählen. Als glücklich bezeichnet Maar seine Kindheit nicht. Denn kaum war er zurück beim Vater, war Lesen verboten, und Maar wurde wegen seiner Liebe zum Lesen als missraten taxiert. Von nun an las Maar heimlich, bei einem Freund.
Flausen im Kopf
Vermutlich hätte sich der 1937 in Schweinfurt geborene Autor damals auch ein Sams gewünscht: jene Figur, die er dem schüchternen Herrn Taschenbier später zur Seite stellt. Das Sams ist dessen pures Gegenteil. Es besitzt ein lockeres Mundwerk und einen Kopf voller Flausen. Und es erfüllt alles Mögliche und Unmögliche, das sich Herr Taschenbier wünscht, bis alle blauen Punkte in seinem Gesicht aufgebraucht sind.
Das Sams kam an einem Samstag zu Herrn Taschenbier, nachdem am Sonntag die Sonne schien, am Montag der Herr Mon kam, am Dienstag der Herr Taschenbier Dienst hatte, am Mittwoch die Mitte der Woche war, es am Donnerstag donnerte und am Freitag frei war. Und da Herr Taschenbier das Sams gefunden hat, sagt es Papa zu ihm.
Der tätowierte Hund
1973 erschien der erste Band mit dem Sams. Dass Paul Maar überhaupt Schriftsteller wurde, lag überhaupt nicht auf der Hand. Er studierte nach der Schulbildung Malerei und Kunstgeschichte und jobbte nebenher in einem Theater. Erst als er in den 1960er-Jahren selbst Kinder bekam – seine Frau lernte er bereits in der Schule kennen – schienen ihm die deutschen Kinderbücher ungeeignet. Also legte er selber Hand an. Mit Erfolg: 1968 erschien sein erstes Kinderbuch «Der tätowierte Hund». Darin erzählt ein Märchenhund einem Löwen die Geschichten hinter seinen Tätowierungen.
Ein Hund ist auch die Hauptfigur in «Herr Bello und das blaue Wunder». Darin verwandelt sich ein Hund in einen Menschen, behält jedoch seine tierische Verhaltensweise bei. In all seinen Geschichten versteht es Paul Maar wunderbar, in kindliche Lebenswelten einzutauchen.
Das doppelte Sams
Über 60 Bücher und Theaterstücke hat er bisher geschrieben. Seit über 40 Jahren schreibt er immer wieder auch Geschichten mit dem Sams. Mit «Ein Sams zuviel» hat er den achten Band veröffentlicht. Darin taucht das Sams gleich im Doppelpack auf. Ein Glück, denn Kinder haben vom Sams noch lange nicht genug. Und das seit mehreren Generationen.