In Sauters kurzen Texten geht es fast immer ums Scheitern. Menschen gehen ihren Wünschen nach, stolpern, werden von Autos überfahren oder stürzen von den Klippen, wenn sie mal das Fliegen ausprobieren möchten. Sie vergessen die Wörter und den eigenen Namen oder lösen sich rätselhaft auf, wie zum Beispiel der Mann, der sich selber verlor.
Das Scheitern der Helden
Es ist immer ein dunkles, böses Scheitern, das Sauter uns vorführt. Je tiefer die Menschen in den Abgrund stürzen, umso mehr Spass scheint er beim Schreiben zu haben. Oft spendet er dem Gescheiterten zum Schluss noch einen lakonischen Trost – und macht damit die Texte noch sarkastischer. Es ist die augenzwinkernde Boshaftigkeit des fantasievollen Sprach-Spielers und Schlitzohrs, der mit den Abgründen spielt und uns über unsere eigene Boshaftigkeit lachen lässt. Sauter scheint instinktiv zu wissen, dass es nichts Interessanteres gibt, als das Scheitern des Helden zu beobachten. Die dunklen Kräfte sind der Motor in Sauters Texten, die politisch nie korrekt sind und bei denen moralische Fragen nie eine Rolle spielen. Es gibt in ihnen keine Sicherheit, nicht mal der Tod ist sicher. Alles ist möglich, Sauters Fantasie ist schrankenlos.
Vom Träumen der kleinen Leute
Aber auch die Sehnsucht taucht bei Sauter immer wieder auf. Seine Figuren träumen und hoffen auf bessere Zeiten. Zum Beispiel wohnen kleine Leutchen in kleinen Häuschen und stossen mit kleinen Gäbelchen in der Luft herum und haben nachts auf kleinen Kissen kleine Träume von grossen Leuten. Nicht einen Millimeter Erfüllung gönnt der Autor seinen Figuren. Das ist auch gut so, denn wir wollen uns ja schliesslich auf Kosten anderer amüsieren.
Der Sinn zwischen den Zeilen
Sarkasmus und schwarzer Humor alleine sind noch keine Qualität. Es braucht dazu auch ein Formbewusstsein, eine sorgfältige, genaue Sprache. Unterhaltung mit Witz und Biss, die auch menschliche Tiefen berühren will, bedarf einer Sprache, die zwischen den Zeilen, sowie mit Form und Rhythmus einen zusätzlichen Ausdruck vermittelt. Sauters Texte sind köstliche Sprach-Miniaturen, süssbittere Gebäckstücke, nach sauterschem Hausrezept gemacht – die man sich am besten mit einem Grappa gönnt.
Der Text stammt vom verstorbenen Hörspiel-Regisseur Fritz Zaugg und ist ein Auszug aus dem Vorwort zu Fritz Sauters Publikation «Ein Mann träumte, er falle» (Verlag Martin Wallimann).